Kampfbunker: Wegen Sicherheitslage denkt Armeechef über Wiederinbetriebnahme nach
Angesichts geopolitischer Spannungen plant die Schweizer Armee, alte Schutzanlagen wieder nutzbar zu machen.
Die sicherheitspolitische Lage in Europa hat sich in den letzten Jahren stark verändert – auch für neutrale Staaten wie die Schweiz. In diesem Kontext erwägt Armeechef Thomas Süssli, ehemals stillgelegte Kampfbunker zu reaktivieren. Diese unterirdischen Anlagen, einst geheim und strategisch verteilt, könnten in einem Ernstfall wieder eine Schlüsselrolle spielen. Was plant die Armee genau – und wie begründet sie diesen Schritt?
Kampfbunker waren während des Kalten Kriegs fester Bestandteil der Schweizer Verteidigungsstrategie. Sie dienten als Rückzugsräume für Soldaten und Kommandozentralen im Ernstfall. Mit dem Ende der Blockkonfrontation galten sie zunehmend als überholt. Doch mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, hybriden Bedrohungen und der Rückkehr des Territorialschutzes rückt das Thema Schutzinfrastruktur wieder in den Fokus der Militärplanung. Der Schweizer Verteidigungsbericht 2022 empfahl bereits eine Prüfung der Reaktivierung solcher Anlagen.
Laut Aussagen von Armeechef Süssli gegenüber SRF vom 13. Mai 2025 plant die Schweizer Armee eine Bewertung bestehender Anlagen im Hinblick auf strukturelle Integrität und taktischen Nutzen. Besonders in den Alpenregionen sowie im Mittelland gebe es strategisch interessante Standorte. Das VBS (Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport) lässt derzeit prüfen, ob eine rasche Wiederinbetriebnahme technisch und finanziell möglich ist. Konkrete Entscheide sollen bis Ende Jahr fallen.
Die Schweiz besitzt laut Schätzungen des „Center for Security Studies“ (ETH Zürich, 2024) über 8’000 Schutzräume mit militärischem Potenzial – viele davon jedoch ohne aktuelle Nutzung. In anderen Ländern wie Finnland oder Norwegen ist die Ertüchtigung von Bunkeranlagen bereits weit fortgeschritten. Experten wie Dr. Verena Müller, Sicherheitspolitik-Analystin bei Avenir Suisse, warnen jedoch vor symbolischer Sicherheit: „Ein Bunker ohne moderne Kommunikations- und Verteidigungsmittel ist kaum mehr als ein Betonblock.“
Die Rückkehr der Kampfbunker ist ein Symbol für das neue sicherheitspolitische Denken in der Schweiz. Noch ist unklar, wie viele Bauten reaktiviert werden – doch der politische Wille ist erkennbar. In einer Welt wachsender Unsicherheiten soll die Schweiz offenbar nicht nur gut ausgerüstet, sondern auch wieder gut geschützt sein.
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