Im Genfer Vorort Vernier ermöglicht die Cannabinothèque seit einem Jahr den legalen Kauf von Marihuana und Haschisch. Dieser Pilotversuch, einer von sieben in der Schweiz, liefert erste Erkenntnisse über die Auswirkungen eines regulierten Cannabisverkaufs.
Ein Pilotprojekt mit klaren Zielen
Die Cannabinothèque ist Teil eines nationalen Pilotprogramms, das in verschiedenen Städten getestet wird. Ziel ist es, die Auswirkungen eines legalen Zugangs zu Cannabis auf Konsumierende, den Schwarzmarkt und die öffentliche Sicherheit zu untersuchen. In Genf betreibt der Verein ChanGE unter der Leitung von Ex-Bundesrätin Ruth Dreifuss den nicht-gewinnorientierten Verkauf.
Kauf nur mit Registrierung
Teilnehmende müssen sich registrieren und alle sechs Monate Fragebögen zu ihrem Konsumverhalten ausfüllen. Im Gegenzug erhalten sie Zugang zu streng kontrollierten, lokal produzierten Cannabisprodukten. «Wir wollen Konsum ohne Anreize fördern, aber mit höchster Qualität und Beratung», erklärt Dreifuss.
Qualität statt Schwarzmarktware
Die wissenschaftliche Begleitung zeigt, dass viele Konsumierende die auf dem Schwarzmarkt erhältlichen Produkte als zu stark empfinden. Die kontrollierte Qualität in der Cannabinothèque soll hier Abhilfe schaffen und eine verantwortungsvolle Nutzung ermöglichen.
Herausforderungen und Kritik
Trotz positiver Rückmeldungen sind die Teilnehmenden nicht repräsentativ: Männer dominieren mit 80 Prozent, und Minderjährige sind gesetzlich ausgeschlossen. Für Ruth Dreifuss ein Problem: «Gerade Jugendliche könnten von einem kontrollierten Zugang profitieren, der sie davor schützt, ihre Zukunft durch unkontrollierten Konsum zu gefährden.»
Mehr Konsum durch einfache Verfügbarkeit
Teilnehmer Gérard bestätigt, dass die Legalisierung seinen Konsum erhöht hat. «Der Kauf ist einfacher und weniger psychologisch belastend als über einen Dealer. Trotzdem helfen die gesetzten Limits, den Konsum zu regulieren.»
Ein Modell für die Zukunft?
Die Cannabinothèque liefert wertvolle Erkenntnisse für eine mögliche Regulierung von Cannabis in der Schweiz. Die Frage bleibt, wie ein legales Modell aussehen könnte, das sowohl Qualitätsstandards sicherstellt als auch Minderjährige schützt und den Konsum verantwortungsvoll begleitet.
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