Der grüne Knollenblätterpilz.

In der Schweiz wird aktuell ein Engpass beim Gegenmittel gegen Knollenblätterpilz-Vergiftungen gemeldet. Jedes Jahr sammeln unerfahrene Pilzsammler unbewusst gefährliche Pilze, die zu schweren Vergiftungen führen können. Die Behörden warnen dringend davor, ohne ausreichende Kenntnisse Pilze zu sammeln, und raten zur Kontrolle bei zertifizierten Stellen.

Gefährliche Verwechslungen – Pilzsammler oft ahnungslos

Immer wieder landen giftige Pilze in den Körben von Sammlern, weil sie für essbare Arten wie Champignons oder Täublinge gehalten werden. Besonders der grüne Knollenblätterpilz ist eine der häufigsten tödlichen Verwechslungsarten. Schon kleinste Mengen können zu schwerem Leberversagen führen. Die Tox-Info Suisse, die schweizerische Informationsstelle für Vergiftungsfragen, schlägt Alarm: Das Gegenmittel (Antidot) für Knollenblätterpilz-Vergiftungen ist zurzeit weder in der Schweiz noch im Ausland verfügbar.

Antidot-Engpass zur ungünstigsten Zeit

Die Knollenblätterpilz-Saison fällt ausgerechnet in den Zeitraum, in dem das Gegenmittel nur noch in wenigen Spitälern vorrätig ist. „Manche Spitäler haben noch kleine Reserven. Sind diese aufgebraucht, dann gibt es bis Mitte November kein Antidot mehr“, erklärt Dr. Cornelia Reichert, leitende Ärztin bei Tox Info Suisse. Laut den Experten ist eine Lieferung möglicherweise erst im Dezember zu erwarten. Der Zeitpunkt könnte kaum ungünstiger sein, denn die Pilzsaison ist gerade in vollem Gange.

Pilzkontrolleur warnt vor lebensbedrohlichen Verwechslungen

Auch erfahrene Pilzkontrolleure wie Ferdinand Uehli aus dem Kanton Zürich sind beunruhigt. „In 40 Jahren habe ich noch nie erlebt, dass das Gegenmittel fehlt“, so Uehli. Trotz des gefährlichen Engpasses ist die Problematik unter vielen Sammlern noch nicht angekommen. Viele verlassen sich auf Apps oder altes Wissen, das sie von den Grosseltern übernommen haben. Doch diese Methoden reichen bei weitem nicht aus, um gefährliche Pilze eindeutig zu identifizieren.

Pilzkontrollen als lebensrettende Massnahme

Im letzten Jahr wurden bei 297 von insgesamt 21’370 Kontrollen in der Schweiz tödlich giftige Pilze gefunden. „Das zeigt, wie wichtig der Gang zur Pilzkontrollstelle ist“, sagt Marionna Schlatter, Sprecherin der Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane (Vapko). Das Risiko sei besonders für Laien hoch, da verschiedene Knollenblätterpilz-Arten oft ähnlich aussehen wie harmlose Speisepilze. Vor allem Anfänger sollten deshalb jede gesammelte Pilzmahlzeit vor dem Verzehr überprüfen lassen.

Typische Verwechslungsgefahren: Champignons und Täublinge

Der weisse Knollenblätterpilz wird häufig mit dem beliebten Champignon verwechselt. Besonders in jungen Stadien, wenn die Pilze noch im sogenannten „Eistadium“ sind, sind sie schwer zu unterscheiden. Experten raten, immer auf die Lamellenfarbe zu achten: Knollenblätterpilze haben immer weisse Lamellen, während die der Champignons je nach Reifegrad rosa bis braun sind. Auch Täublinge können dem Knollenblätterpilz ähnlich sehen und zu gefährlichen Verwechslungen führen.

Lebensgefährliche Folgen ohne Gegenmittel

Eine Vergiftung mit dem grünen Knollenblätterpilz zeigt sich meist erst nach sechs bis 18 Stunden durch heftige Magen-Darm-Beschwerden. Ohne rechtzeitige Behandlung führt das Pilzgift innerhalb von ein bis zwei Tagen zu einem akuten Leberversagen, das oft tödlich endet. „Da das Gegenmittel derzeit nicht verfügbar ist, ist es umso wichtiger, jede Pilzvergiftung zu vermeiden“, betont Dr. Reichert. Unerfahrene Sammler sollten ihre Funde unbedingt bei einer offiziellen Kontrollstelle überprüfen lassen.

Fachkundige Unterstützung bei Verdacht auf Vergiftung

Bei Verdacht auf eine Knollenblätterpilz-Vergiftung rät Tox Info Suisse dringend dazu, die Pilzreste oder das gekochte Gericht für eine genauere Analyse aufzubewahren. Die Schweizer Pilzkontrolleure der Vapko können solche Proben mikroskopisch untersuchen, um das Gift zu identifizieren. Im Notfall gilt: Lieber einmal zu viel das Gegenmittel verabreichen als zu spät handeln – auch wenn das Antidot aktuell nur begrenzt verfügbar ist.

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