Gotthard-Arbeiter verdient weniger als 8000 Franken

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ByimTicker

Dienstag, 6. Mai 2025 , , , ,

Gotthard-Arbeiter (Symbolbild)

Lohn am Tunnel sorgt für Empörung im ganzen Land

Er ist einer der spektakulärsten Bauwerke Europas – und doch verdienen jene, die am Gotthard-Tunnel arbeiten, teils unter 8000 Franken im Monat. Ein neuer Bericht hat diese Zahl publik gemacht – und sie schlägt hohe Wellen: Gewerkschaften, Politik und Öffentlichkeit reagieren empört. Während das Bauwerk für technische Spitzenleistung steht, wirft die Debatte nun einen Schatten auf die sozialen Rahmenbedingungen.

Der Artikel zeigt, wie die Löhne zustande kommen, wer besonders betroffen ist, welche rechtlichen Lücken bestehen – und warum der Fall zur politischen Debatte wird.

Der Gotthard-Basistunnel ist mit 57 Kilometern der längste Eisenbahntunnel der Welt und gilt als Jahrhundertbauwerk der Schweiz. Seit der Eröffnung 2016 steht er für Schweizer Ingenieurskunst, Sicherheit und Effizienz im Transitverkehr zwischen Nord- und Südeuropa.

Hinter diesem Prestigeprojekt stehen jedoch tausende Arbeitsstunden – geleistet unter teils extremen Bedingungen: Tunnelarbeiten in grosser Tiefe, Nachtschichten, hohe Sicherheitsanforderungen. Dass dabei ein Arbeiter weniger als 8000 Franken verdient, erstaunt viele – denn auf Baustellen dieser Grösse gelten meist überdurchschnittliche Löhne.

Der Fall wurde durch einen Medienbericht publik, der die Gehaltsstruktur von Subunternehmern am Tunnel thematisierte. Gemäss dem Bericht verdient ein Arbeiter dort nur rund 7700 Franken brutto – trotz Vollzeit, Schichtbetrieb und Tunnelzulage. Gewerkschaften zeigen sich empört: „Das ist unter der Würde eines so gefährlichen und spezialisierten Jobs“, sagte ein Sprecher von Unia.

Die betroffene Firma weist auf gültige GAV-Regelungen und korrekt abgeführte Sozialabgaben hin. Dennoch mehren sich Stimmen, die eine gesetzliche Nachschärfung bei Subvergabe und Lohntransparenz fordern – insbesondere im Infrastrukturbereich mit hohen Sicherheitsanforderungen.

Laut Bundesamt für Statistik lag der durchschnittliche Monatslohn im Bauhauptgewerbe 2023 bei rund 6400 Franken – allerdings ohne Zulagen. Tunnelbau wird meist besser vergütet. Die Löhne von Spezialisten wie Maschinisten oder Sprengmeistern erreichen teils über 10’000 Franken.

Die Lohnhöhe im Gotthard-Fall ist also nicht illegal, aber unter dem branchenspezifischen Erwartungswert. Zudem fehlt bei Subverträgen oft eine klare Einsicht in Lohnlisten – was Kontrollinstanzen erschwert.

In einem ähnlichen Fall am Ceneri-Basistunnel wurden 2019 Löhne unter dem Mindeststandard gerügt – die Firma musste nachbessern. Auch hier zeigt sich: Lohndumping ist kein Einzelfall, sondern strukturell begünstigt durch Auslagerung und internationale Subunternehmer.

In der Bevölkerung stösst die Meldung auf Unverständnis: „Wenn sogar am Gotthard schlecht bezahlt wird, was sagt das über unser Lohnsystem aus?“, fragt ein Leserkommentar in der Luzerner Zeitung. Die Diskussion erreicht inzwischen auch die Bundespolitik – SP und Grüne verlangen eine Lohnprüfungspflicht bei öffentlichen Grossprojekten.

Der Gotthard-Tunnel steht für Stärke, Sicherheit und Prestige. Doch nun zeigt sich: Hinter der Fassade arbeiten Menschen unter Bedingungen, die nicht zur Grösse des Bauwerks passen. Der Fall offenbart eine Lücke im System – und ruft nach politischem Handeln. Wie viele Arbeiter schweigen noch?

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