Energiekrise 2.0? Wie sicher ist die Stromversorgung der Schweiz wirklich?


Wasserkraftwerk in der Schweiz bei niedrigem Wasserstand. (Symbolbild)

Die Stromversorgung der Schweiz bleibt angespannt – neue Risiken könnten eine Energiekrise 2.0 auslösen.

Steigende Nachfrage, unsichere Importe und unklare Klimaziele machen die Energiefrage in der Schweiz 2025 hochaktuell. Trotz Ausbau erneuerbarer Energien warnen Experten vor Versorgungsengpässen – gerade im Winter. Der Blick auf internationale Entwicklungen und nationale Strategien zeigt, wie verletzlich die Schweizer Stromversorgung ist.

Die Schweiz deckt ihren Strombedarf traditionell zu rund 60 % aus Wasserkraft, ergänzt durch Kernenergie und zunehmend Solar- und Windkraft. Rund 5 % des Stroms werden importiert, hauptsächlich im Winter. Das Land ist stark in das europäische Stromnetz eingebunden, verfügt aber über keinen umfassenden Stromabkommen mit der EU. Bereits 2022 hatte eine angespannte Lage in Europa massive Auswirkungen auf die Schweizer Versorgungssicherheit.

Gemäss dem Bundesamt für Energie (BFE) bleibt die Versorgung für das laufende Jahr grundsätzlich stabil, dennoch bestehen Risiken: Der Pegelstand vieler Wasserkraftwerke ist wegen eines trockenen Winters niedriger als üblich. Zudem ist die geplante Abschaltung von zwei deutschen Kernkraftwerken erfolgt, was Importe in Krisenzeiten erschweren könnte. Die Schweizerische Elektrizitätskommission mahnt, dass kurzfristige extreme Kältewellen oder politische Krisen die Situation verschärfen könnten.

Eine Studie der ETH Zürich zeigt, dass die Schweiz ohne Importe bis zu 18 % ihres Winterstrombedarfs nicht decken könnte. Besonders kritisch: Die inländische Produktion erneuerbarer Energien stagniert – obwohl die Solarenergie boomt, hinkt der Ausbau von Windkraftanlagen massiv hinterher. Zudem dauert die Umsetzung neuer Grossprojekte wegen Einsprachen im Schnitt 8–10 Jahre. Interessant: In Norwegen, bisher verlässlicher Stromlieferant, wird wegen eigener Versorgungssorgen zunehmend der Export eingeschränkt.

Im Januar 2025 musste die Gemeinde Zernez (GR) während eines Stromspitzenbedarfs kurzfristig auf eigene Notstromaggregate zurückgreifen, um die Versorgung sensibler Infrastrukturen wie Spitäler und Feuerwehr sicherzustellen.

Die Stromversorgung der Schweiz ist robuster geworden, bleibt aber verwundbar gegenüber extremen Wetterereignissen und internationalen Marktentwicklungen. Ein realistisches Restrisiko für Engpässe besteht weiterhin, besonders im Winter.

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