Der Inlandtourismus in der Schweiz erreicht neue Höchstwerte – gerade in kleinen Dörfern
Ob im Wallis, im Emmental oder im Appenzellerland: Der Inlandtourismus boomt – und das nicht erst seit der Pandemie. Immer mehr Menschen verzichten auf Flugreisen und entscheiden sich bewusst für Ferien in der Schweiz. Besonders kleinere Dörfer, die einst vom internationalen Tourismus kaum beachtet wurden, erleben einen regelrechten Aufschwung. Nachhaltigkeit, Sicherheit, Erreichbarkeit und Authentizität sind zentrale Gründe für diesen Trend. Hinzu kommen gestiegene Lebenshaltungskosten und geopolitische Unsicherheiten, die das Ferienverhalten beeinflussen. Dieser Artikel zeigt, warum gerade Ferien im Dorf so beliebt sind, welche Regionen davon profitieren – und was das für die Zukunft des Schweizer Tourismus bedeutet.
In den letzten zehn Jahren hat sich das Reiseverhalten vieler Schweizer:innen grundlegend verändert. Der Inlandtourismus wurde lange als „Notlösung“ betrachtet – doch das hat sich gewandelt. Die Schweizerische Tourismus-Verband (STV) meldete für 2024 über 40 Millionen Logiernächte im Inland – ein Plus von 18 % im Vergleich zu 2019. Besonders auffällig: Der Zuwachs konzentriert sich auf kleinere Destinationen mit traditionellen Angeboten – von Ferienwohnungen über Agrotourismus bis hin zu Dorffesten. Die Kombination aus Nähe, Erholung und lokalem Erlebnis macht Ferien im eigenen Land immer attraktiver.
Regionen wie das Goms (VS), das Toggenburg (SG) oder das Val Müstair (GR) berichten über Rekordauslastungen in der Sommersaison 2024. Viele Unterkünfte sind bereits Wochen im Voraus ausgebucht. Der Trend zeigt sich auch in der Mobilität: Die SBB verzeichnete überdurchschnittlich viele Buchungen für Regionalverbindungen zu alpinen Zielen. Laut Switzerland Tourism boomen insbesondere „Authentic Swiss Experiences“: Bauernhofübernachtungen, geführte Dorfrundgänge oder regionale Kulinarik-Angebote. Gemeinden wie Vrin (GR) oder Eriz (BE) entwickeln gezielt kleine, nachhaltige Tourismusangebote, um vom Boom zu profitieren – ohne ihre Identität zu verlieren.
Laut einer Studie der FH Graubünden (2024) geben Schweizer Haushalte im Schnitt 1’800 Fr. für Ferien im Inland aus – fast gleich viel wie vor der Pandemie für Auslandsreisen. Besonders Familien mit Kindern und Senior:innen schätzen die Planbarkeit und Sicherheit. Eine Umfrage von Tourismus Monitor Schweiz (2024) zeigt zudem, dass 62 % der Befragten „lokale Authentizität“ als wichtigsten Entscheidungsfaktor nennen. Ein weiterer Aspekt: Der CO₂-Fussabdruck. Eine Woche Ferien in der Schweiz verursacht im Schnitt 10-mal weniger Emissionen als ein Flug nach Mallorca. Der Inlandtourismus wird damit auch zum Klimafaktor.
Der Inlandtourismus hat sich in der Schweiz längst vom Lückenfüller zum Leitmotiv entwickelt. Ferien im Dorf sind kein Trend, sondern Ausdruck eines gesellschaftlichen Wandels. Wer lokal reist, schont Ressourcen, unterstützt die regionale Wirtschaft – und erlebt das Land von seiner ursprünglichsten Seite. Eine Entwicklung, die bleibt.
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