Takata-Airbags: Gefahr in Schweizer Fahrzeugen

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ByimTicker

Donnerstag, 22. Mai 2025 , , , ,

Testaufnahme eines explodierenden Airbags mit Metallteilen (Symbolbild)

Rückrufe unvollständig – Behörden und Hersteller stehen in der Kritik

Zehn Jahre nach dem weltweiten Bekanntwerden des Takata-Skandals fahren in der Schweiz noch immer rund 100’000 Fahrzeuge mit potenziell tödlichen Airbags durch die Gegend. Das zeigt eine aktuelle Analyse westschweizerischer Medien. Die betroffenen Systeme können im Ernstfall explodieren und Metallsplitter in den Innenraum schleudern. Trotz jahrelanger Rückrufaktionen ist das Problem nicht gelöst. Die Behörden räumen Lücken ein – und warnen vor einem Sicherheitsrisiko.

Der Airbag-Skandal rund um den japanischen Zulieferer Takata gilt als einer der grössten Sicherheitsvorfälle in der Automobilgeschichte. Seit 2013 ist bekannt, dass bestimmte Gasgeneratoren, die in Millionen Fahrzeugen weltweit verbaut wurden, bei Auslösung explodieren können. Ursache ist Ammoniumnitrat, ein instabiler Treibstoff, der sich bei Hitze und Feuchtigkeit chemisch verändert.

Die Rückrufwelle begann zuerst in den USA, nachdem es dort mehrere tödliche Unfälle gegeben hatte. Auch in der Schweiz starteten erste Rückrufe bereits 2010, zunächst bei Honda, später bei rund 30 weiteren Marken. Doch die Umsetzung verläuft bis heute schleppend – mit teils verheerenden Konsequenzen.

Wie srf.ch berichtet, sind laut offiziellen Angaben des Bundes aktuell noch 93’000 Fahrzeuge mit gefährlichen Takata-Airbags auf Schweizer Strassen unterwegs. Die Westschweizer Fernsehanstalt RTS kommt jedoch auf eine deutlich höhere Zahl: Allein BMW, VW, Citroën und Toyota kommen demnach auf 98’000 Fahrzeuge – ohne die übrigen Marken.

Ein weiteres Problem: Laut dem Bundesamt für Strassen (ASTRA) ist die Spur von rund 190’000 weiteren Fahrzeugen mit Takata-Airbags verloren gegangen. Sie sind nicht mehr zugelassen – wurden teils exportiert, teils verschrottet. Einige dieser Airbags landen über Gebrauchtteile wieder im Umlauf.

Das Risiko: Die Gasgenerator-Kapsel mit Ammoniumnitrat kann explodieren, wenn der Airbag ausgelöst wird – etwa bei einem Unfall. Dabei werden Metallsplitter und Schrauben mit hoher Geschwindigkeit in den Innenraum geschleudert. Weltweit sind laut offiziellen Angaben mindestens 44 Todesfälle damit in Verbindung gebracht worden.

In der Schweiz wurde bisher kein tödlicher Fall bekannt. Dennoch herrscht Unsicherheit: Viele Fahrzeughalter wissen gar nicht, dass sie betroffen sind. In den Rückrufschreiben steht kein Fahrverbot, was die Dringlichkeit relativiert. Einige fahren trotz Warnung weiter – wie Maguy Scaglia, eine Citroën-Fahrerin, die erst nach Wochen einen Termin vereinbarte.

Laut ASTRA haben die Schweizer Behörden „andere Mittel“ als explizite Fahrverbote. Im Extremfall könnten Fahrzeuge zwangsweise aus dem Verkehr gezogen werden – dieses Mittel wurde beim Takata-Fall jedoch noch nie angewendet.

Die Verantwortung liegt derzeit primär bei den Herstellern und Haltern. Auf den Websites vieler Marken können Autobesitzer prüfen, ob ihr Fahrzeug betroffen ist. Die Datenlage bleibt dennoch lückenhaft. Der Fall zeigt: Auch Jahre nach dem Skandal birgt der Rückrufprozess erhebliche Schwächen – bei Kommunikation, Transparenz und Vollzug.

In der Schweiz sind weiterhin zehntausende Fahrzeuge mit potenziell tödlichen Takata-Airbags unterwegs. Trotz Rückrufen, Warnungen und technischer Erkenntnisse ist das Risiko noch nicht gebannt. Die Behörden räumen Defizite ein, Hersteller priorisieren nach Baujahr – und viele Autofahrer bleiben im Unklaren. Der Fall ist ein Mahnmal für Sicherheitskultur, Produkthaftung und staatliche Aufsicht im Strassenverkehr.

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