Was haben Türken und Brasilianer gemeinsam?


Türkei - Brasilien

Zwei Kulturen, zwei Kontinente – und überraschend viele Gemeinsamkeiten im Lebensgefühl, in der Familienkultur und im Temperament

Was haben ein Strassenhändler in São Paulo und ein Teeverkäufer in Istanbul gemeinsam? Mehr, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Türkei und Brasilien – zwei Länder auf unterschiedlichen Kontinenten, mit verschiedenen Religionen, Sprachen und politischen Systemen – teilen dennoch überraschend viele soziale und kulturelle Gemeinsamkeiten. Dieser Artikel zeigt, warum das kein Zufall ist, sondern Ausdruck eines ähnlichen gesellschaftlichen Selbstverständnisses.

In beiden Ländern steht die Familie im Zentrum der Gesellschaft. Sowohl in der Türkei als auch in Brasilien gilt: Die Familie ist Schutzraum, Identitätsträger und soziales Netz. Mehrgenerationenhaushalte sind verbreitet, ältere Menschen werden hoch geachtet.

Auch die Gastfreundschaft ist in beiden Kulturen nahezu heilig. Besuch wird nicht angekündigt, sondern erwartet – und mit offenen Armen, gutem Essen und Zeit empfangen. Es geht nicht nur um Höflichkeit, sondern um echte Beziehungsorientierung.

Brasilianer und Türken sind bekannt für ihr emotionales, lebendiges und körpernahes Kommunikationsverhalten. Lautstärke, Lachen, Gestik – all das ist Teil des zwischenmenschlichen Austauschs. Man diskutiert, widerspricht, lacht und umarmt – mit Leidenschaft und Respekt zugleich.

Konflikte werden eher direkt angesprochen, gleichzeitig ist persönliche Nähe wichtiger als sachliche Distanz. In beiden Ländern wird Wert auf persönliche Kontakte gelegt – „Vitamin B“ zählt mehr als formale Strukturen.

Auch wenn Brasilien überwiegend katholisch und die Türkei mehrheitlich muslimisch geprägt ist, haben beide Länder eine starke Religionskultur, die den Alltag beeinflusst. Feiertage, Feste, Lebensübergänge (z. B. Hochzeit, Geburt) werden rituell und gemeinschaftlich begangen – oft mit viel Musik, Tanz, Kulinarik und Symbolik.

Die Bedeutung von Festen, Musik und emotionalem Ausdruck ist in beiden Ländern enorm: Ob Karneval in Rio oder Hochzeitsfest in Gaziantep – gefeiert wird mit Herz und Intensität.

Beide Länder sind durch eine stark patriarchale Gesellschaftstradition geprägt, in der sich jedoch viel verändert. Sowohl in Brasilien als auch in der Türkei kämpfen Frauen um Gleichberechtigung – teils unter schwierigen politischen Bedingungen. Bildung, Urbanisierung und soziale Bewegungen stärken Frauenrollen – auch wenn konservative Kräfte gegenhalten.

Auf den ersten Blick könnten Brasilien und die Türkei kaum unterschiedlicher sein – geografisch, historisch, religiös. Doch in vielen zwischenmenschlichen, familiären und kulturellen Aspekten sind sich die Menschen sehr nah: emotional, gemeinschaftlich, gastfreundlich, traditionsbewusst und doch im Wandel. Diese Gemeinsamkeiten machen Begegnungen zwischen Türken und Brasilianern oft spontan warmherzig – weil man sich kulturell intuitiv versteht.

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