Tesla-Cybertruck schwächelt: Fabrikarbeiter in Texas müssen pausieren
Tesla steht erneut unter Druck: Der US-E-Autohersteller, angeführt von Elon Musk, sieht sich mit einem Nachfragerückgang konfrontiert – insbesondere beim Cybertruck. In Europa brechen die Verkaufszahlen teils drastisch ein, in den USA verlangsamt sich das Wachstum spürbar. Nun reagiert Tesla mit temporären Stilllegungen in seiner texanischen Gigafactory. Laut derStandard.at werden Arbeiter heimgeschickt oder müssen Urlaub nehmen. Ein deutliches Zeichen, dass das einstige Prestigeprojekt Cybertruck aktuell mehr Lagerplatz als Strassenzulassung benötigt. Die Lage wirft Fragen zur Zukunft von Teslas Produktionszielen auf.
Musk, Trump und der Druck auf Tesla
Tesla galt lange als Synonym für Elektromobilität und technologischen Fortschritt. Elon Musk, gleichzeitig CEO und zentrale PR-Figur, hat sich dabei zunehmend auch politisch exponiert. Seine enge Verbindung zu Donald Trump – finanziell und öffentlichkeitswirksam – zeigt Wirkung. Die unter Musk mitgegründete „Pseudobehörde“ Doge, eine Art Schatteninstitution zur Technologiepolitik, forciert marktradikale Kürzungen, was nicht ohne Folgen für das Tesla-Image bleibt. Parallel wächst die Konkurrenz durch Hersteller wie Rivian, BYD oder klassische Autobauer mit Elektrooffensive. Besonders in Europa sinkt Teslas Relevanz: Dort ging der Absatz um bis zu 50 % zurück. Auch in den USA ist der Marktanteil rückläufig, trotz bislang günstiger Rahmenbedingungen.
Kurzarbeit und Produktionsstillstand
Im texanischen Austin, wo Tesla den Cybertruck produziert, greifen die Auswirkungen nun direkt auf die Arbeiter durch. Bereits im Dezember 2024 wurde die Fertigung für mehrere Tage gestoppt. Seit Februar berichten Mitarbeiter von unsteten Dienstplänen, verkürzten Schichten und fehlenden Überstunden. Anfang Mai kündigte ein Vertragspartner rund 50 Arbeitsverhältnisse. Besonders drastisch: In der Memorial-Day-Woche (ab 26. Mai) müssen Fertigungsmitarbeiter zu Hause bleiben. Wer auf Stundenbasis arbeitet, kann Urlaub nehmen oder an Schulungen teilnehmen – ohne jedoch an der Produktion beteiligt zu sein. Laut derStandard.at ist das kein Einzelfall, sondern Ausdruck einer kontinuierlich sinkenden Nachfrage.
Inventar steigt – Verkaufszahlen enttäuschen
Teslas Probleme mit dem Cybertruck sind tiefgreifend. Das Modell sollte zum Kassenschlager werden – Musk sprach von einer Million Vorbestellungen und einer Jahresproduktion von 250.000 Stück. Die Realität: Im ersten Quartal 2025 wurden lediglich 6400 Cybertrucks verkauft. Der Lagerbestand wuchs auf etwa 5000 Einheiten an – das entspricht einem Verkaufswert von rund 400 Mio. US-Dollar. Diese Zahlen stammen von Tesla-Info, einem unabhängigen Analyseportal. Hinzu kommt: Der Ruf des Fahrzeugs leidet unter massiven Qualitätsproblemen. Jüngst wurde ein Rückruf von 46.000 Fahrzeugen veranlasst – Grund war ein fehlerhaft verklebtes Seitenpaneel. Kritiker sprechen mittlerweile offen vom „Swasticar“, einer bitteren Wortspiel-Anspielung auf Design, Symbolik und Musk selbst.
Zwischen Stillstand und Zukunftsangst
Für viele Arbeiter in Austin bedeutet die Situation mehr als nur Stillstand – es geht um Existenzen. Die plötzlichen Planänderungen, die Angst vor weiteren Entlassungen und der Frust über nicht gehaltene Versprechen prägen den Arbeitsalltag. Ein Schichtarbeiter, der anonym bleiben möchte, schildert gegenüber US-Medien, wie Kolleg:innen mittlerweile täglich mit Entlassungen rechnen. Manche versuchen, mit Überstunden in anderen Werksteilen über die Runden zu kommen, andere überlegen bereits den Jobwechsel. Das ursprüngliche Versprechen Musks, Tesla zur stabilsten Arbeitgebermarke der Branche zu machen, wirkt unter diesen Umständen zunehmend brüchig.
Tesla steht an einem Scheideweg. Der Cybertruck entwickelt sich nicht wie geplant – weder wirtschaftlich noch symbolisch. Während Musk öffentlich grosse Expansionsziele propagiert, sprechen die aktuellen Zahlen eine andere Sprache. Sollte sich der Trend fortsetzen, drohen weitere Kürzungen, Umsatzeinbussen und ein langfristiger Reputationsverlust. Für die Belegschaft heisst das: Ungewissheit bleibt vorerst die einzige Konstante.

