Ein siebenjähriger Junge versucht vergeblich, seine Mutter aufzuhalten – seine Schwester stirbt.
Eine erschütternde Familientragödie erschüttert Sizilien: In der Stadt Misterbianco im Grossraum Catania kam ein sieben Monate altes Mädchen ums Leben, nachdem die eigene Mutter es von der Terrasse ihrer Wohnung stürzte. Die Hintergründe dieser Tat lassen auf eine schwerwiegende psychische Krise schliessen – und stellen die Frage, wie solche Tragödien künftig verhindert werden können.
Kindstötungen durch Elternteile sind seltene, aber umso schockierendere Verbrechen. Sie rücken besonders dann in den Fokus der Öffentlichkeit, wenn Hinweise auf psychische Erkrankungen und mangelnde Betreuung hinzukommen. In Italien wie auch weltweit ist die Frage nach der Verantwortung des Umfelds ebenso zentral wie die medizinisch-psychologische Aufarbeitung solcher Fälle. Misterbianco, ein Ort mit knapp 50.000 Einwohnern nahe Catania, wird nun zum Schauplatz einer juristischen und gesellschaftlichen Aufarbeitung.
Wie ansa.it berichtet, geschah die Tat vor zwei Tagen im historischen Zentrum von Misterbianco. Die 40-jährige Mutter, die sich in einem schweren psychischen Ausnahmezustand befand, griff offenbar einen unbeobachteten Moment, um ihre sieben Monate alte Tochter von der Terrasse zu stürzen. Die Frau hatte das Baby im Arm, als ihr siebenjähriger Sohn – der die Situation als einziger bemerkte – versuchte einzugreifen: „Mama, was machst du da…“, soll er gerufen haben, ehe es zu spät war.
Im Haus lebten neben der Mutter auch der Vater der Kinder, die Grossmutter sowie eine Tante. Es war bekannt, dass die Frau psychisch labil war und das Neugeborene nach der Geburt emotional ablehnte – eine mögliche Folge einer schweren postnatalen Depression. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Catania wegen schwerer Tötung werden derzeit von den Abgeordneten Sebastiano Ardita und Augusto Rio koordiniert.
Postpartale psychische Erkrankungen wie Wochenbettdepressionen oder postnatale Psychosen sind medizinisch dokumentierte und unterschätzte Risiken. Studien zeigen, dass rund 10–15 % aller Mütter davon betroffen sind – in besonders schweren Fällen kann die Realität so verzerrt werden, dass Gefahren für Mutter und Kind entstehen. Auch das familiäre Umfeld spielt eine entscheidende Rolle: Schutzmechanismen greifen nur dann, wenn die Belastung ernst genommen und professionelle Hilfe frühzeitig eingebunden wird.
In Misterbianco war die Familie offenbar bemüht, die Mutter nie allein mit dem Kind zu lassen – doch ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit genügte. Der Siebenjährige, der die Szene miterlebte, ist nun selbst traumatisiert und steht unter psychologischer Betreuung.
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