Putin: Rückkehr zu „Stalingrad“ soll Bevölkerung entscheiden

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ByimTicker

Donnerstag, 1. Mai 2025

Rote Nelken werden unter der Bronzebüste des sowjetischen Führers Josef Stalin platziert(Bildquele:reuters.com)

Russlands Präsident Putin erklärte, eine Umbenennung von Wolgograd in Stalingrad müsse von der Bevölkerung beschlossen werden

Im Vorfeld der Gedenkfeiern zum 80. Jahrestag des Sieges über Nazideutschland steht Russland vor einer historischen Namensdebatte: Soll Wolgograd wieder den Namen Stalingrad tragen? Präsident Wladimir Putin erklärte, die Entscheidung liege bei den Bürgern – laut reuters.com stösst diese Diskussion in Russland auf geteilte Reaktionen, nicht zuletzt wegen der dunklen Vergangenheit des Namensgebers.

Stalingrad war der Name, unter dem die südrussische Stadt weltgeschichtliche Bedeutung erlangte. Zwischen 1942 und 1943 fand dort die blutigste Schlacht des Zweiten Weltkriegs statt. Über eine Million Menschen starben, als die Rote Armee die Wehrmacht zurückdrängte – ein Wendepunkt des Kriegsverlaufs.

1961 wurde der Name im Rahmen der Entstalinisierung in Wolgograd geändert – zur Distanzierung vom stalinistischen Terror. Seither steht die Rückbenennung immer wieder im Raum, vor allem im Kontext des sowjetischen Siegesmythos.

Reuters.com berichtet, dass Präsident Wladimir Putin bei einem Forum zur Umbenennung des Stadtnamens befragt wurde. Er sagte:

„Das müssen die Einwohner entscheiden. Wir können darüber nachdenken. Die Einwohner müssen gefragt werden.“

Russlands Präsident Wladimir Putin (Bildquelle: reuters.com)

Er ergänzte, dass die Idee „logisch“ sei, weil der Name Stalingrad untrennbar mit dem Sieg über Nazideutschland verbunden sei – auch wenn man die ideologische Last ausblende.

Bereits am Vortag hatte Putin per Dekret die Umbenennung des Wolgograder Flughafens in Stalingrad beschlossen – ein symbolischer Schritt im Vorfeld der Gedenkfeiern am 9. Mai, dem Tag des Sieges.

Veteranengruppen und nationalpatriotische Organisationen in Russland setzen sich seit Jahren für eine Rückbenennung ein. Dabei geht es nicht nur um Erinnerungskultur, sondern auch um das politische Narrativ, das Putin zunehmend pflegt: die Glorifizierung des sowjetischen Siegs über Nazideutschland.

Die Stadt Stalingrad symbolisiert in Russland bis heute Widerstandskraft und Opfermut. Gleichzeitig ist der Name weltweit eng mit den Verbrechen des Stalinismus verknüpft – darunter Millionen Tote durch politische Säuberungen, Hungersnöte und Repressionen.

Während Wolgograd formell in den 1960er-Jahren im Zuge der Entstalinisierung umbenannt wurde, bleibt der alte Name emotional aufgeladen und politisch sensibel. Dass Putin den Flughafen nun in „Stalingrad“ umbenennen lässt, wird von Analysten als Testballon für weitergehende symbolische Schritte gewertet.

Putin hat in der Vergangenheit wiederholt die Invasion der Ukraine mit dem Kampf gegen den Nationalsozialismus verglichen und die militärische Operation als „Entnazifizierung“ gerechtfertigt. Die Namensfrage Stalingrad fügt sich damit in eine grössere politische Symbolstrategie ein.

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