Haben wir Menschen den Zenit überschritten?


Den Zenit überschritten

Ob Klimawandel, Artensterben, geopolitische Krisen oder soziale Ungleichheit – viele Entwicklungen deuten darauf hin, dass die Menschheit möglicherweise den Höhepunkt ihrer Entwicklung bereits überschritten hat. Doch was sagt die Forschung?

Der ökologische Kipppunkt ist nahe – oder bereits überschritten

Klimaforscher warnen seit Jahren: Das Erdklima nähert sich mehreren kritischen Kipppunkten. Laut dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) sind Systeme wie das grönländische Eisschild, der Amazonas-Regenwald oder der Golfstrom bereits instabil. Einmal überschritten, könnten diese Veränderungen unumkehrbar sein.

Der Weltklimarat (IPCC) warnt, dass selbst bei Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels langfristige Schäden kaum zu verhindern sind. Die Erderwärmung treibt auch das sechste Massenaussterben der Erdgeschichte an – ein Prozess, der laut WWF und IPBES durch den Menschen ausgelöst wurde.

Wirtschaftswachstum stösst an planetare Grenzen

Laut dem Stockholm Resilience Centre hat die Menschheit bereits mehrere der neun „planetaren Belastungsgrenzen“ überschritten – darunter Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Stickstoffeintrag. Das globale Wirtschaftssystem basiert noch immer auf Wachstum, obwohl der Ressourcenverbrauch exponentiell steigt.

Berichte wie „The Limits to Growth“ (1972) des Club of Rome gewinnen wieder an Aktualität. Sie zeigen: Wenn bestehende Trends anhalten, drohen ökologische und ökonomische Zusammenbrüche noch im 21. Jahrhundert. Die aktuelle globale Ungleichheit verstärkt diese Risiken zusätzlich.

Gesellschaftliche Stabilität unter Druck

Neben ökologischen Risiken wächst auch der gesellschaftliche Druck. Laut dem „Global Risks Report“ des Weltwirtschaftsforums gehören Desinformation, soziale Polarisierung und staatliches Versagen zu den grössten Bedrohungen der nächsten Jahre. Die Demokratie steht in vielen Regionen unter Druck – auch in etablierten Staaten.

Hinzu kommt der demografische Wandel: Während in manchen Ländern Überalterung droht, kämpfen andere mit wachsender Jugendarmut. Die Vereinten Nationen warnen, dass bis 2050 über eine Milliarde Menschen durch den Klimawandel zur Flucht gezwungen werden könnten – mit weitreichenden Folgen für globale Stabilität.

Technologischer Fortschritt – Lösung oder Risiko?

Zwar schreitet die Technik in vielen Bereichen rasant voran, doch bringt sie auch neue Herausforderungen mit sich. Der unregulierte Einsatz von künstlicher Intelligenz, Biotechnologie und Überwachungstechnologien kann bestehende Probleme verschärfen.

Forschende wie Yuval Noah Harari oder der Oxford-Forscher Nick Bostrom warnen vor einem „technologischen Dammbruch“ – etwa durch autonom agierende Waffensysteme oder nicht kontrollierbare KI. Das Fenster für globale Regulierung wird laut Experten immer kleiner.

 Ein Wendepunkt der Geschichte?

Ob die Menschheit ihren Zenit überschritten hat, ist keine reine Frage der Technologie oder Wirtschaftskraft. Vielmehr stellt sich die Frage, ob wir als globale Gesellschaft noch in der Lage sind, Kurskorrekturen vorzunehmen.

Führende Forscher wie Johan Rockström oder Hans Joachim Schellnhuber sehen in der aktuellen Zeit einen historischen Wendepunkt – mit offenem Ausgang. Noch sei es nicht zu spät, aber der Handlungsspielraum werde von Jahr zu Jahr kleiner.

 

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