Pflegenotstand in Schweizer Spitälern: Was sagen Pflegerinnen und Pfleger wirklich?

ByimTicker

Dienstag, 15. April 2025 , , , ,

Zwischen Überlastung, Verantwortung und Hoffnung – Stimmen aus dem Alltag

Die Diskussion um den Pflegenotstand ist in der Schweiz aktueller denn je. Trotz politischer Debatten, Initiativen und Reformversprechen bleibt die Realität in vielen Spitälern dieselbe: zu wenig Personal, zu viele Patienten, zu viel Druck. Doch wie erleben die Pflegenden selbst ihre tägliche Arbeit? Was bewegt sie? Und was müsste sich ändern?

„Wir rennen – jeden Tag“

Lisa*, 34, arbeitet seit zwölf Jahren auf einer chirurgischen Station in einem Zürcher Stadtspital. „Wir haben ein gutes Team, aber oft zu wenig Leute. Es ist nicht selten, dass ich für zehn oder mehr Patienten zuständig bin.“ Die Arbeitstage seien geprägt von Zeitdruck und improvisierten Abläufen. „Wir rennen – jeden Tag. Das ist keine Pflege mehr, das ist Schadensbegrenzung.“

Wenig Zeit, viel Verantwortung

Auch Raphael*, 29, Pflegefachmann in der Inneren Medizin, berichtet von Belastung: „Viele kommen mit dem Anspruch, alles schnell, kompetent und freundlich zu bekommen – das ist verständlich. Aber wir sind oft am Limit.“ Besonders belastend sei die Verantwortung bei gleichzeitigem Zeitmangel. „Ein Fehler kann schwerwiegende Folgen haben.“

Ausbildung top – Realität flop?

Die Ausbildung in der Pflege gilt als fundiert, doch der Praxisschock kommt oft früh. „Man wird gut vorbereitet – aber nicht auf diesen Druck“, sagt Seraina*, 26, die seit zwei Jahren im Nachtdienst arbeitet. „In der Ausbildung lernt man, wie man gute Pflege macht. Im Alltag fragt man sich: Schaffe ich überhaupt, die nötigste Pflege?“

Was sich ändern müsste

Viele der befragten Pflegenden wünschen sich mehr Personal, bessere Planung, verlässliche Dienstpläne und eine stärkere Stimme in der Organisation. Auch die Anerkennung der emotionalen Belastung wird oft genannt. Raphael fasst es so zusammen: „Wir brauchen mehr als Applaus. Wir brauchen faire Bedingungen.“

Hoffnung trotz Krise

Trotz aller Belastungen betonen viele Pflegende ihren Berufsstolz. „Es gibt Momente, da weiss ich: Genau dafür mache ich diesen Job“, sagt Lisa. Was es jetzt braucht, sei eine ehrliche Debatte mit jenen, die die Arbeit täglich leisten – und politische Entscheidungen, die diesen Stimmen Gewicht verleihen.

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