Warum steht das Glarnerland unter Druck?

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Sonntag, 13. April 2025 , , , ,

Glarus mit Blick auf Bergkulisse

Ein Kanton im Spannungsfeld zwischen Industrie, Bevölkerungsschwund und finanziellen Engpässen

Das Glarnerland steht unter zunehmendem Druck – wirtschaftlich, demografisch und finanziell. Der Kanton Glarus, bestehend aus den drei Gemeinden Glarus Nord, Glarus und Glarus Süd, sieht sich mit strukturellen Herausforderungen konfrontiert, die seine Zukunftsfähigkeit grundlegend infrage stellen. Was läuft schief im traditionsreichen Bergkanton?

Wirtschaft: Zwischen Tradition und Transformation

Glarus war einst ein Industriezentrum mit Textilfabriken und Maschinenbau. Heute finden sich im Kanton innovative Betriebe aus den Bereichen Kunststofftechnik, Elektrotechnik, Umwelttechnologie und Maschinenbau. Doch trotz guter Verkehrsanbindung und steuerlicher Anreize fehlt es an gezielten Förderprogrammen für Digitalisierung, Innovation und Automatisierung. Der Fachkräftemangel verschärft die Lage zusätzlich: Gut ausgebildete Arbeitskräfte wandern ab oder lassen sich lieber im Grossraum Zürich nieder.

Demografie: Schrumpfende Regionen, ungleiches Wachstum

Ende 2023 zählte der Kanton Glarus 42’056 Einwohner. Während Glarus Nord von der Nähe zur wirtschaftsstarken Region Zürich profitiert und ein leichtes Wachstum verzeichnet, kämpft Glarus Süd mit einem anhaltenden Bevölkerungsrückgang. Dieser Rückgang betrifft besonders junge Menschen und Familien, was langfristig Schulen, medizinische Versorgung und die regionale Wirtschaft belastet. Die demografische Schieflage bringt auch politische Spannungen mit sich.

Finanzen: Gemeindefusionen mit Nebenwirkungen

Die 2011 durchgeführten Gemeindefusionen sollten eine effizientere Verwaltung und stabile Finanzen ermöglichen. Doch die Realität sieht ernüchternd aus: Die Gemeinde Glarus rechnet mit einem Finanzloch von rund vier Millionen Franken. In der Folge wird über drastische Sparmassnahmen diskutiert – von der Schliessung von Sportanlagen bis zur Reduktion bei Kultur- und Freizeitangeboten. Viele Bürgerinnen und Bürger fühlen sich durch die zentralisierten Strukturen nicht mehr ausreichend vertreten.

Zwischen Stillstand und Aufbruch: Das Glarnerland sucht Antworten

Die Herausforderungen im Glarnerland sind vielschichtig. Es braucht koordinierte Entwicklungsstrategien, die regionale Unterschiede berücksichtigen und wirtschaftliche Potenziale gezielt fördern. Der Ausbau nachhaltiger Infrastruktur, Investitionen in Bildung und Digitalisierung sowie ein aktives Standortmarketing könnten den Kanton wieder in die Spur bringen.

Fazit: Der Handlungsbedarf ist dringend

Wirtschaftliche Unsicherheiten, demografischer Wandel und finanzielle Engpässe setzen das Glarnerland unter erheblichen Druck. Ohne gezielte Investitionen, ein zukunftsorientiertes Standortkonzept und ein gemeinsames politisches Verständnis zwischen den Gemeinden droht eine weitere Abwärtsspirale. Doch mit klarem Fokus und mutigen Entscheidungen hat der Kanton das Potenzial, seine Stärken neu zu entfalten.

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