„Russland sollte uns um Verzeihung bitten“ – Zwei Ukrainerinnen über Hoffnung, Widerstand und Integration


Nataliia Hradanovych und Nataliia Popyk in Bern.

Absolventinnen des Studiengangs „Rebuild Ukraine“ der BFH kämpfen für echten Frieden – und gegen Unsicherheit in der Schweiz

Nataliia Hradanovych und Nataliia Popyk teilen ein Ziel: den Wiederaufbau ihrer Heimat. Doch was sie sich darunter vorstellen, ist weit mehr als das Aufstellen neuer Gebäude. Für sie ist klar: Ein echter Wiederaufbau braucht einen echten Frieden – keinen erzwungenen Waffenstillstand zu russischen Bedingungen.

Beide Frauen flohen vor drei Jahren aus der Ukraine in die Schweiz. Mit kleinen Kindern, wenig Gepäck – aber mit der Hoffnung, bald zurückkehren zu können. Heute, drei Jahre später, arbeiten sie mit Flüchtlingskindern, sammeln Hilfsgüter und haben den CAS-Studiengang „Rebuild Ukraine“ an der Berner Fachhochschule absolviert.

Integration mit Hindernissen

Der Schutzstatus S macht den Frauen das Leben schwer: Er verhindert langfristige Jobperspektiven und erschwert die Integration. Arbeitgeber suchen dauerhafte Lösungen – nicht „Verträge auf Sicht“. Gleichzeitig fühlen sich viele Familien zunehmend zerrissen, da sich ihre Kinder bereits gut in der Schweiz eingelebt haben.

Popyk erinnert an tragische Schicksale – wie jenes einer Familie in Lwiw, die bei einem Raketenangriff ihr Leben verlor, obwohl sie weit entfernt von der Front lebten. Für sie ist klar: „Es gibt keine sicheren Orte in der Ukraine.“ Die aktuelle Regelung, Schutz nur für Menschen aus besetzten Gebieten zu gewähren, ist aus ihrer Sicht ein Irrweg.

„Frieden ist nicht Kapitulation“

Ein Waffenstillstand reicht den beiden Frauen nicht. Sie fordern die Freilassung aller ukrainischen Kriegsgefangenen und der verschleppten Kinder – sowie eine offizielle Entschuldigung Russlands. Erst dann könne man über Dialog sprechen. Zu tief sitzen die historischen Wunden: Deportationen, Bespitzelung, Hunger – viele in ihrer Familie sind davon betroffen.

Sie bauen aus der Ferne mit

Beide engagieren sich in der Schweiz für ihre Heimat. Mit dem Verein „Ukrainer in Bern“ organisieren sie Hilfslieferungen für Krankenhäuser und Schulen – zuletzt auch mit Solarpanels für die Grundversorgung.

Die Anwendung ukrainischer Transkriptionen in Medien – etwa „Kyjiv“ statt „Kiew“ – ist für sie ein kleiner, aber bedeutender Schritt der Anerkennung. „Das ist für uns ein Zeichen des Respekts.“

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