Ukrainischer Präsident Selenskyj vollzieht den grössten Regierungsumbau seit Beginn des Krieges. Mit Yuliia Svyrydenko rückt eine proamerikanische Wirtschaftsexpertin ins Zentrum der Macht. Auch in Washington gibt es einen Wechsel.
Regierungsrückbau als Zeichen der Erneuerung
Kiew – Im Zuge einer gross angelegten Regierungsreform will der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Kontrolle über das Exekutivorgan seiner Regierung neu strukturieren. Nach über drei Jahren Krieg gegen Russland soll ein personeller und inhaltlicher Neuanfang gelingen. Der zentrale Wechsel betrifft die Regierungsspitze: Die derzeitige Vizepremierministerin und Wirtschaftsministerin Yuliia Svyrydenko (39) soll neue Premierministerin werden.
Nähe zu den USA entscheidend
Die Wahl der Ökonomin ist kein Zufall: Svyrydenko gilt als enge Vertraute von Selenskyjs Kabinettschef Andrij Jermak und pflegt intensive Beziehungen zur neuen US-Regierung unter Donald Trump. Bei einem Rohstoffabkommen verhandelte sie erfolgreich mit Trumps Finanzminister Scott Bessent – ein Deal, der den USA massive Vorteile sicherte.
Svyrydenko soll laut Ansa.it die Exekutive „transformieren“ – mit Reformen in der Verteidigung, einem Abbau staatlicher Strukturen und der Stärkung der Waffenproduktion im eigenen Land.
Abgänge und neue Rollen – auch in Washington
Der bisherige Premierminister Denys Schmyhal soll ins Verteidigungsministerium wechseln. Verteidigungsminister Rustem Umerov wiederum wird als neuer ukrainischer Botschafter in Washington gehandelt. Seine Aufgabe: den schwierigen Draht zur republikanischen US-Regierung pflegen.
Die bisherige Botschafterin Oksana Markarova verliert ihr Amt. Sie hatte im Wahlkampf 2024 für Kritik gesorgt, als sie eine parteiisch wirkende Waffenlager-Besichtigung mit Demokraten arrangierte. Seitdem galt ihr Verhältnis zu den Republikanern als belastet.
Zweite Premierministerin der Geschichte
Sollte das Parlament zustimmen, wäre Svyrydenko erst die zweite Frau an der Spitze der ukrainischen Regierung, nach Julia Tymoschenko, der Symbolfigur der Orangen Revolution.
Kurswechsel mit Risiken
Während Selenskyjs Umfeld den Umbau als strategischen Kraftakt verkauft, wächst in der Opposition der Unmut. Kritiker sprechen von einem autoritäreren Führungsstil und mangelnder Einbindung. Dennoch steht fest: Die Ukraine versucht, sich unter extremem Druck innen- wie aussenpolitisch neu aufzustellen – mit einer klaren Hinwendung zu Washington.
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