Heisse Tage, süsse Getränke und Nahrungsmangel: Wespen und Bienen werden im Sommer zur Plage – und aggressiver als sonst.
Sobald die Temperaturen steigen, surrt und schwirrt es wieder: Bienen und Wespen machen sich im Hochsommer nicht nur bemerkbar, sondern sorgen zunehmend für Gefahr. Picknick, Gartenparty oder Restaurantbesuch im Freien – kaum ein Ort bleibt verschont. Doch warum werden die Tiere gerade jetzt so aggressiv? Die Antwort liegt in Biologie, Umweltfaktoren – und im Verhalten des Menschen.
In der Schweiz und vielen Teilen Europas beginnt die Hauptflugzeit für Wespen und Bienen ab Mitte Juli. Insektenforscher:innen beobachten regelmässig einen Anstieg der Stiche im Hochsommer – besonders bei stabilen Hochdruckwetterlagen. Während Bienen eher stechen, wenn sie sich bedroht fühlen, gelten Wespen als offensiver: Sie suchen gezielt nach Zuckerquellen, Fleischresten oder überreifem Obst.
2025 zeigt sich ein besonders intensives Insektenjahr. Die frühe Hitze im Mai und der regenarme Juni haben das Blütenangebot verringert – viele Wespen leiden unter Futterknappheit. Gleichzeitig befinden sich die Nester in ihrer Hochphase: Die Brut muss versorgt, die Königin geschützt werden. Laut dem Schweizerischen Zentrum für Wildtiere (SZWT) wurden allein im Juli über 1.300 Vorfälle mit Stichen gemeldet – Tendenz steigend. Besonders betroffen: Stadtparks, Badi-Kioske, Campingplätze.
Neben dem Nervfaktor können Bienen- und Wespenstiche auch gefährlich sein – insbesondere für Allergiker:innen. Reaktionen reichen von Schwellungen über Atemnot bis zu anaphylaktischem Schock. Apotheken und Notfalldienste verzeichnen während der Sommerwochen deutlich mehr Nachfrage nach Antihistaminika und Notfallsets. Gemeinden raten zur Vorsicht beim Essen im Freien, zum Abdecken von Getränken und zur Vermeidung hektischer Bewegungen. Viele Kantone setzen auf Info-Plakate, kostenlose Beratung bei Nestfunden und punktuelle Umsiedlungen.
Tierschutzorganisationen warnen vor Pauschalverurteilungen: Bienen sind geschützt, und auch Wespen erfüllen wichtige ökologische Funktionen – etwa bei der Schädlingsbekämpfung. In sozialen Medien jedoch wächst der Frust: „Invasion im Garten“, „Wespen-Terror beim Frühstück“, heisst es oft. Expert:innen rufen zu Sachlichkeit auf: Wer richtig reagiert, kann Stiche vermeiden. Die Diskussion zeigt aber auch, wie stark der Klimawandel das Verhalten von Tierarten verschiebt – und wie wichtig Aufklärung im Alltag wird.
Die sommerliche Insektenplage ist mehr als ein kurzzeitiges Ärgernis – sie ist ein Zeichen für ökologische Verschiebungen und menschliches Fehlverhalten im Umgang mit der Natur. Statt Panik braucht es Information, Prävention und Rücksichtnahme. Wer sich vorbereitet, kann Wespen und Bienen begegnen – ohne gestochen zu werden.
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