Elternzeit weltweit: So regeln es andere Länder


Elternzeit (Symbolbild)

Viele Länder setzen auf flexible Elternzeitmodelle – mit klaren Unterschieden

Die Debatte um faire Elternzeitmodelle ist international in vollem Gange – auch in der Schweiz. Während einige Länder umfassende gesetzliche Regelungen und lange Freistellungen ermöglichen, existieren in anderen Staaten nur minimale oder gar keine Ansprüche. Dieser Artikel analysiert anhand ausgewählter Länder, wie Elternzeit geregelt ist, welche gesellschaftlichen Wirkungen sich daraus ergeben und wie ein systematischer Vergleich zur Weiterentwicklung beitragen kann.

Elternzeit bezeichnet eine staatlich unterstützte oder gesetzlich garantierte Freistellung von der Erwerbsarbeit nach der Geburt eines Kindes. Ziel ist es, die Betreuung des Kindes durch die Eltern zu ermöglichen, ohne berufliche Nachteile zu erleiden. Viele Staaten kombinieren die Freistellung mit finanziellen Leistungen.

Im internationalen Vergleich dominieren drei Grundmodelle:

  • Einkommensabhängige Leistungen mit langer Freistellung (z. B. Deutschland, Schweden)

  • Kurzzeitmodelle mit begrenzten Rechten (z. B. Schweiz)

  • Unbezahlte, arbeitgeberabhängige Lösungen (z. B. USA)

Diese Unterschiede resultieren aus politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Faktoren und beeinflussen unter anderem die Geburtenrate, Gleichstellung und Erwerbsbeteiligung.

In der Schweiz haben Mütter Anspruch auf 14 Wochen Mutterschaftsurlaub. Seit 2021 besteht zusätzlich ein zweiwöchiger Vaterschaftsurlaub. Ein kombinierter Elternzeitanspruch für beide Elternteile ist gesetzlich nicht vorgesehen.

Anders sieht es in Deutschland aus: Dort steht beiden Elternteilen gemeinsam ein Elterngeldzeitraum von bis zu 14 Monaten zu. Voraussetzung ist, dass sich beide an der Betreuung beteiligen. Das Modell fördert partnerschaftliche Aufgabenteilung und ist flexibel ausgestaltet.

Island verfolgt ein stark auf Gleichstellung ausgelegtes Modell. Beide Eltern haben Anspruch auf jeweils sechs Monate – nicht übertragbar. Diese Konstruktion soll verhindern, dass ein Elternteil die gesamte Betreuungsarbeit übernimmt.

Solche Modelle zeigen konkrete Wege auf, wie gesetzliche Gestaltung einen gesellschaftlichen Wandel fördern kann.

Japan bietet formal eines der weltweit grosszügigsten Elternzeitmodelle mit bis zu 12 Monaten für beide Elternteile. In der Praxis wird dieser Anspruch jedoch selten genutzt, was auf kulturelle Barrieren und arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen zurückzuführen ist.

In den USA existiert kein gesetzlich verankerter bezahlter Elternurlaub. Es besteht lediglich ein Anspruch auf zwölf Wochen unbezahlten Urlaub, der nicht flächendeckend realisiert wird. Die Regelung ist abhängig vom Arbeitgeber und der Unternehmensgrösse.

Daten aus der OECD zeigen, dass Länder mit klaren, bezahlten und gleichverteilten Elternzeitmodellen sowohl eine höhere Erwerbstätigkeit von Frauen als auch geringere Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern aufweisen. Die statistische Korrelation ist über Jahre hinweg konstant und länderübergreifend nachweisbar.

Während Familien in Skandinavien Elternzeitmodelle mit hoher Flexibilität und finanzieller Absicherung nutzen können, sind Schweizer Eltern häufig auf individuelle Lösungen angewiesen. Viele Paare organisieren sich über unbezahlten Urlaub oder reduzieren ihre Arbeitszeit, um den Bedarf der Kinderbetreuung zu decken.

In Staaten mit verpflichtender Beteiligung beider Elternteile an der Elternzeit ergibt sich im Alltag eine ausgewogenere Verteilung von Betreuungs- und Erwerbsarbeit. Dies beeinflusst langfristig Rollenbilder, Karrierechancen und Lebensplanung.

Der Vergleich zeigt: Die Elternzeit ist weit mehr als eine bürokratische Regelung – sie gestaltet konkret die Lebensrealität moderner Familien.

Internationale Elternzeitmodelle zeigen, wie politische Gestaltungsspielräume genutzt werden können, um Gleichstellung, Vereinbarkeit und Familienfreundlichkeit zu fördern. Während einige Länder auf umfassende Regelungen setzen, bieten andere kaum Schutz und Unterstützung. Für die Schweiz bietet der internationale Vergleich Orientierung und Argumente für eine sachliche Weiterentwicklung familienpolitischer Instrumente.

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