In Glarus Nord sinkt die Sozialhilfequote, während sie in Glarus Süd stabil bleibt. Die Hauptabteilungsleiterin Soziales, Audrey Hauri, erläutert im Interview mit der Südostschweiz die Hintergründe und die Rolle der Mietpreise bei dieser Entwicklung.
Überdurchschnittliche Sozialhilfequote in Glarus und Glarus Süd
Laut einem Bericht der Südostschweiz bleibt die Sozialhilfequote in Glarus Süd konstant hoch, obwohl sie im gesamten Kanton Glarus seit Jahren sinkt. Während die kantonale Sozialhilfequote 2023 auf ein 15-Jahres-Tief von 1,5 Prozent gefallen ist, liegt sie in Glarus Süd weiterhin bei 1,9 Prozent und damit über dem Durchschnitt. Auch in der Gemeinde Glarus ist die Quote mit 1,8 Prozent höher, während Glarus Nord mit 1,3 Prozent den kantonalen Schnitt nach unten drückt.
Mietpreise als zentraler Faktor
Im Interview mit der Südostschweiz erklärt Audrey Hauri, Hauptabteilungsleiterin Soziales, dass die unterschiedlichen Mietpreise eine zentrale Rolle bei diesen Schwankungen spielen könnten. In Glarus Nord, wo die Mieten im Schnitt am höchsten sind, ist die Sozialhilfequote gesunken, während in Glarus Süd, wo die Mieten niedriger sind, Sozialhilfeempfänger eher bezahlbaren Wohnraum finden. Laut einer ETH-Studie aus dem Jahr 2023 ist die Höhe der Mietpreise einer der Hauptgründe, warum Sozialhilfeempfänger in eine andere Gemeinde umziehen.
Sog nach Glarus Süd aufgrund der Mietzinslimiten
Die Sozialhilfezahlungen setzen sich aus dem Grundbedarf, Mietkosten und weiteren Beiträgen zusammen und orientieren sich im Kanton Glarus an den Richtlinien der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS). Die Mietzinslimiten für Sozialhilfeempfänger betragen für eine Einzelperson 690 Franken und für einen vierköpfigen Haushalt 1410 Franken. Diese Vorgaben führen dazu, dass Sozialhilfeempfänger oft nach Glarus Süd ziehen, da dort die Mietpreise vergleichsweise niedriger sind und der Wohnraum mit der Mietzinslimite finanzierbar bleibt.
Zusätzliche Belastung für die Gemeinden
Obwohl die Sozialhilfe kantonal geregelt ist und die Kosten vom Kanton getragen werden, haben die hohen Sozialhilfequoten in Glarus und Glarus Süd weitere Auswirkungen auf die Gemeinden. Oft sind Sozialhilfeempfänger auch von anderen Herausforderungen wie gesundheitlichen Problemen betroffen. Laut Hauri bestehen bei Sozialhilfeempfängern, die Familien mit Kindern sind, häufig zusätzliche Belastungen für das lokale Schulsystem. Dennoch sei im Kanton Glarus ein Großteil der Sozialhilfebezüger Einzelpersonen.
Antrag auf Erhöhung der Mietzinslimiten
Die steigenden Mietpreise im Kanton Glarus führen zu vermehrten Schwierigkeiten, passende Wohnungen innerhalb der Mietzinslimiten zu finden. Die Hauptabteilung Soziales hat deshalb einen Antrag zur Anpassung der Mietzinslimiten gestellt. Hauri erklärt, dass eine Erhöhung der Limiten entweder kantonal oder angepasst an die Mietpreise der jeweiligen Gemeinden erfolgen könnte. Ein solcher Schritt könnte den Sog nach Glarus Süd verringern. Wann über den Antrag entschieden wird, steht laut Südostschweiz noch nicht fest.
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