Eigenmietwert vor dem Aus? Nationalrat debattiert über Reform mit reduzierten Schuldzinsabzügen
Der Nationalrat bereitet sich diesen Herbst auf den entscheidenden Anlauf zur Abschaffung des Eigenmietwerts vor. Das geplante Reformprojekt sieht eine signifikante Einschränkung des Schuldzinsabzugs vor, um die finanzielle Belastung für Bund, Kantone und Gemeinden zu begrenzen. Das Thema hat bereits eine lange politische Vorgeschichte, und nun könnte es zu einer entscheidenden Wende kommen.
Dritter Anlauf zur Abschaffung des Eigenmietwerts
Umfassende Reform für mehr Steuergerechtigkeit
Die Diskussionen um den Eigenmietwert haben in der Schweizer Politik eine lange Tradition. Der Nationalrat will nun einen weiteren Versuch starten, dieses umstrittene Steuerinstrument abzuschaffen. Die Wirtschaftskommission hat ein neues Konzept entwickelt, das den Schuldzinsabzug erheblich reduziert. Damit soll das Steuerrecht vereinfacht und die finanzielle Gerechtigkeit gestärkt werden.
Der aktuelle Reformvorschlag sieht vor, den Eigenmietwert nur für Erstliegenschaften abzuschaffen, während Zweitliegenschaften weiterhin besteuert werden sollen. Dies soll insbesondere den tourismusabhängigen Kantonen zugutekommen, die auf Einnahmen aus Ferienwohnungen angewiesen sind.
Reduzierter Schuldzinsabzug als Kompromiss
Ein zentraler Punkt der Reform ist die drastische Einschränkung des Schuldzinsabzugs. Dieser soll künftig proportional zum Anteil der vermieteten Wohnräume am Gesamtvermögen des Steuerpflichtigen berechnet werden. Damit wird die Möglichkeit der Steueroptimierung eingeschränkt und die Attraktivität von Investitionen in vermietete Immobilien gegenüber Wertpapieren erhöht. Dieser Ansatz soll die finanziellen Einbussen für den Fiskus minimieren und die Steuerlast gerechter verteilen.
Politische Hürden und Finanzielle Folgen
Ungewisse Erfolgsaussichten im Parlament
Die Erfolgsaussichten der Reform im Parlament bleiben ungewiss. Während im Nationalrat eine Mehrheit aus Mitte, Linken und Grünliberalen möglich erscheint, ist die Situation im Ständerat deutlich schwieriger. Hier wird noch viel Überzeugungsarbeit notwendig sein, insbesondere um die Vertreter der Kantone mit vielen Zweitliegenschaften ins Boot zu holen.
Laut Schätzungen der Bundesverwaltung könnte die Reform bei einem durchschnittlichen Hypothekarzins von 2 Prozent zu Steuerausfällen von rund 1 Milliarde Franken pro Jahr führen. Bei höheren Zinssätzen würde die Reform jedoch aufkommensneutral oder sogar positiv für den Fiskus ausfallen. Die genauen finanziellen Auswirkungen bleiben jedoch bis zur Vorlage neuer Schätzungen im Herbst unklar.
Ausblick: Entscheidende Debatten im Herbst
Die bevorstehenden Diskussionen im Nationalrat und Ständerat werden darüber entscheiden, ob die Abschaffung des Eigenmietwerts und die Reduktion des Schuldzinsabzugs tatsächlich Realität werden. Die politische Mitte spielt dabei eine entscheidende Rolle, da sie das Zünglein an der Waage sein wird. Ob die vorgeschlagenen Kompromisse ausreichen, um eine mehrheitsfähige Lösung zu finden, bleibt abzuwarten.
Quelle: NZZ