Symbolbild

Die Schweizer Umweltbehörde hat die Bestimmungen zur Wolfsregulierung im Wallis gelockert, was es den kantonalen Behörden erlaubt, anstatt eines nun drei Wolfsrudel zu eliminieren. Tierschützer kritisieren die geänderte Verfügung scharf, da der Schutz der Elterntiere aufgeweicht wurde. Jungwölfe könnten ohne ihre Eltern verhungern.

Mehr Wolfsrudel zum Abschuss freigegeben

Der umstrittene Entscheid fiel nur drei Tage nach einem Treffen zwischen SVP-Bundesrat Albert Rösti und einer Walliser Delegation in Bern. Im angepassten Dokument des Bundesamts für Umwelt (Bafu) wird anstelle der ursprünglichen Bedingung, dass Jungwölfe zuerst geschossen werden müssen, nur noch auf einen «respektvollen Umgang mit dem Wild» verwiesen. Damit liegt die Verantwortung nun vollständig bei den kantonalen Behörden, die die Umsetzung dieser Massnahmen regeln.

Schutz der Elterntiere abgeschwächt

Tierschützer sehen darin eine Gefahr für die Jungtiere, die stark auf ihre Eltern angewiesen sind. David Gerke, Geschäftsführer der Gruppe Wolf Schweiz, bezeichnet die Änderung als «faktische Aufhebung des Elterntierschutzes». Ohne die Elterntiere sind die Welpen nicht in der Lage, selbständig zu überleben und könnten qualvoll verhungern.

Der Grundsatz „jung vor alt“ in der Jagd

Normalerweise gilt bei der Regulierung von Wildtieren der Grundsatz „jung vor alt“. Dieser besagt, dass Jungtiere, die von ihren Eltern abhängig sind, zuerst erlegt werden sollten, bevor man auf die älteren Tiere abzielt. Bei Wölfen sind die Welpen erst im Februar weitgehend unabhängig, bis dahin sind sie auf die Versorgung durch ihre Eltern angewiesen. Ohne diesen Schutz gehen sie kläglich zugrunde.

Tierschützer: „Unethisches Vorgehen“

David Gerke kritisiert das Vorgehen scharf: „Wenn man die Elterntiere tötet, kommt es unweigerlich zum qualvollen Verenden der Jungtiere.“ Jäger könnten aus der Distanz oft nicht erkennen, ob es sich bei einem erwachsenen Wolf um ein Elterntier handelt, was die Umsetzung der neuen Regelung weiter erschwert. Bereits wenige Tage nach der Entscheidung wurden im Wallis zwei erwachsene Wölfe geschossen – ob es Elterntiere waren, ist noch unklar.

Folgen für das Sozialgefüge der Wölfe

Durch die Tötung von Elterntieren droht das soziale Gefüge innerhalb der Wolfsrudel zu zerbrechen. Dies könnte dazu führen, dass unerfahrene Wölfe sich auf leichtere Beute wie Nutztiere konzentrieren, was genau die Schäden verursachen könnte, die die Regulierung eigentlich verhindern soll. «Das Vorgehen ist unethisch und kontraproduktiv», so Gerke.

WWF fordert klare Regeln

Der WWF fordert, dass die rechtlichen Grundlagen zur Wolfsregulierung dringend überarbeitet werden. Laut Stephan Buhofer, Anwalt des WWF, sind die derzeitigen Bestimmungen zu unklar und lassen zu viel Interpretationsspielraum. «Je nach politischer Ausrichtung der kantonalen Behörden wird die Regelung anders ausgelegt, was zu einer chaotischen Umsetzung führt.»

Jäger unter Druck

David Clavadetscher vom Verband Jagd Schweiz weist die Vorwürfe zurück. «Die Jäger handeln nicht willkürlich, sondern unter Anleitung der kantonalen Wildhut», erklärt er. Dennoch bleibt es in der Praxis schwierig, das Alter und die soziale Stellung eines Wolfs genau zu bestimmen. Auch das Bafu verteidigt die neue Regelung und bezeichnet die Anpassung als «Präzisierung» und nicht als Abschwächung des Tierschutzes.

Kritik an Bundesrat Rösti

Tierschützer werfen Bundesrat Albert Rösti vor, den Druck der Walliser Delegation nachgegeben zu haben. Anstatt den Schutz der Wölfe sicherzustellen, sei die Entscheidung nun den Kantonen überlassen. Dies könnte zu einer Zunahme unkontrollierter Abschüsse führen, so die Befürchtung der Umweltorganisationen.

Zukunft der Wölfe in der Schweiz

Während die Jagdbehörden im Wallis mit der Umsetzung der neuen Verfügung beginnen, bleibt unklar, wie sich die Population der Wölfe langfristig entwickeln wird. Ohne eine klare und transparente Regelung könnten die Konflikte um den Wolf weiter eskalieren und die ohnehin fragile Akzeptanz in der Bevölkerung weiter schwinden.

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