Das Verteidigungstreffen in Prag zeigt, wie schwierig die Lage in der Ukraine ist. Präsident Pavel und hochrangige Militärs warnen vor einer drohenden Teilniederlage und einer wachsenden Bedrohung für Europa.
Ein Weckruf für Europa: Die Realität der Ukraine-Krise
In Prag, wo das Verteidigungstreffen der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitiker stattfand, wurde die drängende Frage aufgeworfen: Wie geht es weiter mit der Ukraine und was bedeutet das für die Zukunft Europas? Tschechiens Präsident Petr Pavel, ein ehemaliger General, stellte sich klar gegen die westliche Strategie, die auf Hoffnung baut. Er erklärte, dass die Ukraine „mindestens eine schmerzliche Teilniederlage“ erleiden werde, da der Westen zu wenig getan habe, um das Land zu unterstützen. Diese Stellungnahme sticht besonders hervor, da sie im Widerspruch zur offiziellen Nato-, EU- und G7-Lesart steht, die weiterhin auf einen möglichen Sieg der Ukraine setzen.
Pavel zeigte sich überzeugt, dass die westliche Hilfe, sei es in Form von Waffen oder Sanktionen, nicht ausreicht, um den russischen Vormarsch zu stoppen. Russland sei nicht nur effizienter in seinen militärischen Operationen geworden, sondern könne nun auch auf die Unterstützung von Peking, Teheran und Pjöngjang zählen. In dieser Realität müsse sich der Westen endlich der Wahrheit stellen: „Hoffnung ist keine Strategie“, betonte Pavel. Und genau in dieser Perspektive liegt die erschreckende Aussicht: Der Krieg in der Ukraine könnte in einer Niederlage für Kiew enden, was auch massive Folgen für Europa hätte.
Eine wachsende Bedrohung für Europa
Litauens Verteidigungsminister Laurynas Kasciunas brachte es auf den Punkt: „Die Bedrohung für Europa wächst und ist nicht nur vorübergehend.“ Es ist keine Frage mehr, ob Russland aggressiv bleibt, sondern wie weit es noch gehen wird. Kasciunas warnte davor, an eine Normalisierung der Beziehungen mit Russland zu glauben. Für ihn ist klar: Russland strebt nach einer Wiederbelebung seines imperialistischen Einflusses und wird alles daran setzen, seine Macht in Europa auszuweiten.
Griechenlands Generalstabschef, Dimitrios Choupis, zog einen weiteren düsteren Bogen und sprach von einer „riesigen Instabilitätszone“ an der Ostgrenze Europas, die sich von den Polargebieten bis hin zum Nahen Osten erstreckt. Das nächste Land, das unter russischen Druck geraten könnte, sei bereits abzusehen. Diese bedrohliche Vision führt zu einem zentralen Thema des Treffens: Wie kann sich Europa besser auf zukünftige Herausforderungen vorbereiten?
Europäische Armeen: Klein, schwach und schlecht ausgestattet
Ein entscheidender Punkt, der während des Treffens immer wieder zur Sprache kam, ist die Schwäche vieler europäischer Armeen. Nach Jahren der Abrüstung und einer schwachen militärischen Fokussierung sind die meisten europäischen Streitkräfte heute weder gross noch ausreichend kampfbereit. Besonders die kleineren Staaten, die jahrelang auf eine friedliche Koexistenz gesetzt haben, stehen nun vor dem Problem, ihre Armeen schnell aufzubauen und mit moderner Technologie und ausreichenden Soldaten zu versorgen.
„Es geht nicht nur um das Geld, sondern auch um die Schlagkraft und schnelle Verfügbarkeit von Ressourcen“, erklärte der deutsche Nato-General Jürgen-Joachim von Sandrart. In einem Konflikt mit Russland, der möglicherweise auch die westlichen Staaten in den Krieg ziehen könnte, geht es nicht nur um die Anzahl der Soldaten auf dem Papier, sondern auch um die tatsächliche Fähigkeit, schnell und effektiv zu reagieren. Die gelebte Realität europäischer Armeen, die zum Teil nicht kriegserfahren und schlecht ausgebildet sind, macht diese Herausforderung noch drängender.
Die hybride Kriegsführung: Ein neuer Feind
Neben den klassischen militärischen Auseinandersetzungen spielt Russland eine andere, noch gefährlichere Waffe aus: den hybriden Krieg. Mit Cyberangriffen, Desinformation und Sabotageakten zielt der Kreml darauf ab, die westlichen Demokratien zu destabilisieren und deren Gesellschaften zu schwächen. Die westlichen Staaten zögern bislang, entschieden darauf zu reagieren, um keine offenen Konfrontationen mit Moskau zu provozieren. Doch wie Litauens Kasciunas zurecht anmerkt, bedeutet Untätigkeit nur, dass Russland immer weiter macht.
„Wir zögern zu reagieren, um Moskau nicht zu provozieren. Doch tun wir nichts, geht Russland immer weiter“, so Kasciunas. Diese verzögerte Reaktion könnte fatale Folgen für Europa haben. Der Westen muss nicht nur in militärische Schlagkraft investieren, sondern auch die digitale Sphäre als neuen Frontabschnitt begreifen.
Die Zukunft der westlichen Strategie: Keine schnellen Lösungen
Die Aussichten auf eine schnelle Lösung des Ukraine-Konflikts sind düster. Auch wenn es nicht an internationalen Friedensbemühungen mangelt, wie etwa dem vagen chinesisch-brasilianischen Friedensplan, wissen die Experten, dass diese Ansätze keine nachhaltige Lösung bieten. Die Vereinbarungen, die Russland und der Westen möglicherweise akzeptieren, könnten sich als Katastrophe für die Ukraine herausstellen. Ein „souveränes“ Land, wie es der Westen fordert, scheint dabei weit entfernt.
Das Treffen in Prag machte deutlich, dass Europa die Realität anerkennen muss: Der Krieg gegen Russland ist nicht nur ein geopolitisches Problem der Ukraine, sondern eine existenzielle Bedrohung für die gesamte westliche Welt. In diesem Kontext ist die Rückkehr von Donald Trump, der eine schnelle Beendigung des Konflikts fordert, mehr als brisant. Die Zukunft Europas und der Welt wird in den kommenden Jahren massgeblich von der Strategie und der Bereitschaft der westlichen Staaten abhängen, sich diesen Bedrohungen zu stellen.
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