Das Label Swiss Made steht unter Druck – Qualität allein reicht nicht mehr.
Einst ein weltweites Verkaufsargument, steht das Label „Swiss Made“ heute unter Zugzwang. Schweizer Qualität, Präzision und Tradition sind zwar anerkannt – doch im globalen Wettbewerb reicht das allein nicht mehr. Konsumverhalten, Preise und Herkunftsnachweise verändern sich. Ein Realitätscheck zeigt: Warum Swiss Made nicht mehr automatisch verkauft – und was Unternehmen jetzt tun müssen.
Das Gütesiegel „Swiss Made“ ist seit Jahrzehnten ein Symbol für Qualität – besonders in Branchen wie Uhren, Medizintechnik, Lebensmittel und Maschinenbau. Laut Swissness-Gesetz dürfen Produkte das Label tragen, wenn 60 % der Herstellungskosten in der Schweiz anfallen und der Hauptfertigungsschritt im Inland erfolgt. Studien zeigen: In Asien und Nordamerika geniesst Swiss Made nach wie vor hohes Vertrauen. Doch in Europa sinkt die Signalwirkung – besonders bei jungen Konsumenten.
Die Herausforderungen sind vielfältig: steigende Produktionskosten, Währungsdruck, globale Konkurrenz mit „Premium Made in“-Labels wie „Made in Japan“, „Nordic Quality“ oder „Made in Germany“. Gleichzeitig sorgen Import-Produkte mit Schweizer Designbezug, aber ohne echtes Swiss Made, für Verwirrung. Im digitalen Handel ist das Label oft nicht transparent nachvollziehbar. Die Folge: Konsumenten hinterfragen die Bedeutung – oder ignorieren sie.
Viele Unternehmen verlieren durch das Siegel nicht automatisch Kunden, sondern müssen zusätzliche Argumente liefern: Nachhaltigkeit, Innovation, Fairness. Einige Marken setzen auf erweiterte Herkunftstransparenz (z. B. QR-Codes mit Produktionsketten), andere verzichten bewusst auf das Label und positionieren sich international. Der Schweizerische Gewerbeverband fordert stärkere Durchsetzung und internationale Aufklärung über die Label-Kriterien. Start-ups wiederum nutzen „Swiss Tech“ statt „Swiss Made“ als emotionales Branding.
Verbraucher sind heute informierter – aber auch kritischer. Laut einer Umfrage von gfs.bern (2024) sagen nur noch 54 %, dass Swiss Made beim Kauf „sehr wichtig“ sei (2015: 72 %). Besonders Millennials und Gen Z setzen stärker auf Funktion, Preis-Leistung und nachhaltige Materialien. Markenexperte Dr. Nadine Meier erklärt: „Swiss Made muss heute nicht nur Herkunft, sondern auch Haltung vermitteln – sonst wird es überholt.“
„Swiss Made“ ist kein Selbstläufer mehr – aber immer noch ein starkes Fundament. Wer das Label nutzt, muss es mit glaubwürdigen Werten, Innovation und Transparenz ergänzen. Die Schweiz hat die Chance, ihr Gütesiegel neu zu definieren – oder es still zu verlieren.
Verpasse keine News mehr! Aktiviere unseren kostenlosen Whatsapp-Kanal