Digitale Zentralbankwährungen (CBDCs): Die Zukunft des Geldes?

Zentralbanken weltweit testen digitales Zentralbankgeld – auch die SNB

Digitale Zentralbankwährungen – kurz CBDCs (Central Bank Digital Currencies) – könnten das Geldsystem grundlegend verändern. Anders als Kryptowährungen basieren sie auf staatlicher Autorität, sind rechtlich gedeckt und sollen das Bargeld ergänzen – oder langfristig sogar ersetzen. Zahlreiche Länder befinden sich bereits in der Testphase, darunter auch die Schweizerische Nationalbank (SNB). Was steckt hinter dem Konzept? Und welche Auswirkungen hätte es auf Konsum, Geldpolitik und Finanzstabilität?

Was ist eine CBDC und wie funktioniert sie?

Eine digitale Zentralbankwährung ist staatlich garantiertes, digitales Geld, das direkt von der Zentralbank an Endnutzer (Privatpersonen, Banken, Unternehmen) ausgegeben wird – entweder als Retail-CBDC (für alle) oder als Wholesale-CBDC (für den Interbankenmarkt).

Technisch basiert eine CBDC auf zentral verwalteter Infrastruktur, teilweise ergänzt durch Distributed Ledger Technology (DLT), aber im Gegensatz zu Bitcoin oder Ethereum nicht dezentral und anonym. Jede Transaktion ist nachvollziehbar, rechtlich abgesichert und monetär kontrolliert.

Internationale Entwicklungen: Von China bis zur Schweiz

Laut BIZ (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich) arbeiten 93 % der Zentralbanken weltweit an CBDC-Projekten (Stand: 2024). Bereits weit fortgeschritten:

  • China mit dem digitalen Yuan (e-CNY): Pilotprojekte in Millionenstädten, Einsatz im Handel und Nahverkehr

  • Europäische Zentralbank (EZB): Vorbereitungsphase für den digitalen Euro, Markteinführung frühestens ab 2026

  • Bahamas (Sand Dollar) und Nigeria (eNaira): bereits offiziell eingeführt

  • Schweiz: Die SNB testet mit dem Projekt Helvetia II eine Wholesale-CBDC für Abwicklungen auf digitalen Börsenplattformen wie SIX Digital Exchange (SDX)

Chancen und Risiken von CBDCs

Vorteile:

  • Sicherheit & Stabilität: CBDCs sind voll gedeckt und gelten als risikoarmes Zahlungsmittel

  • Inklusion: Zugang zu digitalen Zahlungsmitteln für un- oder unterversorgte Bevölkerungsgruppen

  • Effizienz: Direkte Transaktionen ohne Intermediäre, geringere Kosten und höhere Geschwindigkeit

  • geldpolitische Steuerbarkeit: Feinsteuerung z. B. durch programmierbare Zinsanreize

Risiken:

  • Bankruns bei Krisen: Massenhafte Umschichtung von Bankeinlagen in CBDCs könnte Geschäftsbanken destabilisieren

  • Datenschutzbedenken: Vollständige Nachverfolgbarkeit wirft Fragen zur Privatsphäre auf

  • Technologische Abhängigkeiten & Cybersicherheit

Alltagstauglichkeit und gesellschaftliche Akzeptanz

Die Einführung einer CBDC hängt stark von Vertrauen, Akzeptanz und Nutzwert ab. Umfragen in Europa und Nordamerika zeigen gemischte Reaktionen – viele Bürger fürchten Überwachung oder halten den Nutzen für gering.

Pilotprojekte mit Offline-Zahlungsmöglichkeiten, Wallet-Apps und Interoperabilität mit bestehenden Systemen sollen Hürden abbauen. Entscheidend wird sein, wie die jeweilige Zentralbank den Spagat zwischen Innovation und Vertrauen meistert.

CBDCs sind keine Science-Fiction, sondern ein globaler Megatrend in der Geldpolitik. Ob sie Bargeld ersetzen oder nur ergänzen, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Klar ist: Wer den digitalen Wandel im Geldsystem mitgestaltet, sichert sich Souveränität, Wettbewerbsfähigkeit und geldpolitischen Handlungsspielraum – national wie international.

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