Ultrà-Anhänger in der Fankurve von Inter während eines Heimspiels. (Bild: Mediaset)

In einer Abhöraktion aus dem Mai 2023 bat Marco Ferdico, Anführer der Inter-Ultrà, Inter-Trainer Simone Inzaghi, bei Vereinspräsident Marotta für zusätzliche 200 Champions-League-Finaltickets in Istanbul zu intervenieren.

In den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft von Mailand, die zu mehreren Verhaftungen von Anführern der Inter-Ultrà geführt haben, wird auch ein Gespräch zwischen Marco Ferdico und Inter-Trainer Simone Inzaghi aufgeführt. Aus den Abhörprotokollen geht hervor, dass Ferdico Inzaghi gebeten hatte, sich an die Vereinsleitung zu wenden, um für die Ultrà zusätzliche 200 Tickets für das Champions-League-Finale 2023 in Istanbul zu beschaffen.

Ferdico erklärte Inzaghi, dass er mit Giuseppe Marotta, dem Präsidenten von Inter, sprechen müsse, da dieser die letzte Entscheidung über die Ticketvergabe treffen würde. Inzaghi sagte laut den Ermittlungen zu, sich mit Riccardo Ferri, Javier Zanetti und Marotta abzustimmen, um Ferdicos Anliegen zu unterstützen.

Dieser Vorfall ist Teil eines grösseren Skandals, der das Fanmanagement von Inter betrifft. Richter Domenico Santoro, der die Untersuchung leitete, stellte fest, dass die Vereinsführung von Inter eine „Unterwürfigkeit“ gegenüber den Anführern der Fankurve gezeigt habe. Dieser Vorfall und andere Ereignisse führten zur Verhaftung von insgesamt 19 Personen, darunter 16, die ins Gefängnis gebracht wurden, und drei, die unter Hausarrest gestellt wurden.

Verbindungen zwischen Ultrà und Kriminalität

Neben den Ticketforderungen von Ferdico deckten die Ermittlungen auch Verbindungen zu kriminellen Gruppen auf. Die Anführer der Inter-Ultrà, darunter Ferdico, sollen laut den Ermittlungen eine wirtschaftlich motivierte Säuberung der Fankurve nach dem Tod von Vittorio Boiocchi im Jahr 2022 durchgeführt haben. Durch die Entfernung der Gruppe Irriducibili-Hammerskin aus der Fankurve konnten die Ultrà-Führer von einem lukrativen Schwarzmarkthandel mit Tickets profitieren.

Durch diese Aktion gelang es den Ultrà, die Abonnements der Irriducibili, etwa 70 Dauerkarten, zu übernehmen, um so den Schwarzmarkt zu kontrollieren. Ferdico arbeitete dabei eng mit Debora Turiello zusammen, die ebenfalls verhaftet wurde und durch ihre Beziehung zu Massimiliano Silva, einem hochrangigen Funktionär des Vereins, an den Abonnements mitverdiente.

Abhörprotokolle zeigen, dass Silva dabei half, die 40 Abonnements vorläufig einzufrieren, ohne sie auf den Markt zu bringen, wodurch die Ultrà-Führung ihre Position weiter festigte. Die Ermittlungen ergaben auch, dass Turiello und Silva dabei eng zusammenarbeiteten, um die Abonnements zu erneuern und Zahlungen direkt bei Inter zu tätigen, möglicherweise unter Verwendung einer Kreditkarte, die von der Ultrà-Führung zur Verfügung gestellt wurde.

Inzaghis Rolle und Reaktion

Inter-Trainer Simone Inzaghi bestätigte bei einer Pressekonferenz vor dem Champions-League-Spiel gegen Roter Stern Belgrad, dass der Verein ihm geraten habe, zu den Vorfällen nichts zu sagen, da eine laufende Untersuchung im Gange sei. Inzaghi sagte: „Der Verein hat uns gebeten, nichts zu kommentieren, da es sich um ein laufendes Ermittlungsverfahren handelt.“

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