Eine Küstenstadt und beliebtes Reiseziel in Kroatien. (Bild: Pixabay)

Küstenstädte weltweit stehen unter enormem Druck, sich den Folgen des Klimawandels anzupassen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass viele Maßnahmen in diesen stark gefährdeten Regionen unzureichend sind. Besonders in ärmeren Ländern fehlen oft die notwendigen Ressourcen, um den Herausforderungen wirksam zu begegnen. Der internationale Forschungsbericht unterstreicht den dringenden Handlungsbedarf und fordert verstärkte Anstrengungen, um die Risiken für Millionen von Menschen zu minimieren.

Globale Herausforderungen für Küstenstädte

Küstenstädte spielen eine zentrale Rolle in der globalen Wirtschaft und erfüllen wichtige gesellschaftliche Funktionen. Gleichzeitig sind sie besonders stark von den Folgen des Klimawandels betroffen. Ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Professor Matthias Garschagen, Geograf an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), hat den aktuellen Stand der Anpassung dieser Städte an den Klimawandel analysiert. Die Untersuchung zeigt, dass die bisherigen Maßnahmen oft unzureichend sind und dringende Verbesserungen erforderlich machen.

Analyse von 199 Städten weltweit

Das Forschungsteam untersuchte 199 Städte aus 54 Staaten und analysierte, wie diese mit verschiedenen Risikofaktoren wie steigenden Meeresspiegeln, Stürmen, Überschwemmungen und Hitzewellen umgehen. Die Studie berücksichtigte dabei auch die Exposition und Verwundbarkeit der Bevölkerung, Infrastruktur und Ökosysteme in den jeweiligen Regionen. Die Ergebnisse zeigen, dass wohlhabendere Regionen häufiger technische und institutionelle Maßnahmen ergreifen, während in ärmeren Regionen betroffene Gruppen oft auf sich allein gestellt sind.

Unzureichende Maßnahmen trotz hoher Risiken

Die Studie ergab, dass die meisten Anpassungsmaßnahmen in Tiefe, Umfang und Geschwindigkeit unzureichend sind, unabhängig von der Region und ihrem Wohlstand. Technische und institutionelle Maßnahmen, wie großflächige Deiche oder Anpassungen in der Stadtplanung, sind in Nordamerika und Europa verbreiteter. In einkommensschwächeren Gebieten wie Afrika und Asien dominieren hingegen verhaltensbezogene Maßnahmen, bei denen betroffene Haushalte und Unternehmen eher auf sich selbst gestellt sind. „Unsere Ergebnisse zeigen auf allen Ebenen Nachholbedarf“, erklärt Prof. Matthias Garschagen. „Es gibt wenig wirklich tiefgreifenden Wandel, bei dem das Risikomanagement fundamental umgedacht wird.“

Forschungslücken und der Blick in die Zukunft

Eine der größten Herausforderungen ist die unzureichende Berücksichtigung sozioökonomischer Faktoren wie soziale Verwundbarkeit und gesellschaftliche Veränderungen in den Planungen. „Das Lagos oder Jakarta von heute ist nicht dasselbe wie in 20 Jahren“, betont Garschagen. Es fehlen bessere Szenarien und Modellierungsverfahren, um zukünftige Risiken besser zu bewältigen. Die Frage, ab wann es sinnvoller ist, Küstenschutzmaßnahmen aufzugeben und stattdessen Umsiedlungen in Betracht zu ziehen, wird dabei immer relevanter.

Appell für verstärkte Forschung im globalen Süden

Professor Garschagen plädiert für einen stärkeren Ausbau der Forschungsaktivitäten im globalen Süden, da sich bisherige Forschungsbemühungen stark auf Städte des globalen Nordens konzentrieren. „Eine globale Forschung des Klimawandels, die alle Regionen der Welt flächendeckend abdeckt, würde zu einer schnelleren und effizienteren Bekämpfung der Klimakrise führen“, so Garschagen.

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