Abschalten nach Feierabend: Ein Gesetz für die Schweiz? (Symbolbild, Bild: Pixabay)

In Australien müssen Arbeitnehmende nach Feierabend nicht mehr erreichbar sein. Ein neues Gesetz garantiert das Recht auf Abschalten – ein Modell, das auch in der Schweiz diskutiert werden könnte.

Das Recht auf Abschalten: Ein Modell aus Australien

In Australien hat das Parlament kürzlich das «Right to disconnect» eingeführt, ein Gesetz, das Arbeitnehmenden das Recht einräumt, nach Feierabend nicht mehr erreichbar sein zu müssen. Anrufe, E-Mails und andere berufliche Anforderungen dürfen nach der Arbeitszeit getrost ignoriert werden. Premierminister Anthony Albanese betonte, dass das Gesetz nicht nur eine Frage der Arbeitszeitregelung sei, sondern auch der psychischen Gesundheit, da es den Menschen ermöglicht, sich von ihrer Arbeit zu erholen und Zeit für Familie und Freizeit zu haben.

Die Situation in der Schweiz: Brauchen wir ein ähnliches Gesetz?

Auch in der Schweiz ist die Work-Life-Balance ein zunehmend wichtiges Thema. Laut einer Umfrage von Travailsuisse arbeiten über 60 Prozent der Schweizer Arbeitnehmenden regelmässig in ihrer Freizeit. Dies führt zu weniger Zeit für Familie und Erholung, was das Risiko von Stress und Burnout erhöht. Arbeitspsychologin Nicola Jacobshagen betont die Wichtigkeit des Abschaltens für die mentale Gesundheit und verweist darauf, dass es schwierig ist, sich vom Job zu erholen, wenn man ständig erreichbar sein muss.

Unternehmenskultur vs. Gesetzgebung

Obwohl es bereits heute jedem und jeder freisteht, nach Feierabend nicht erreichbar zu sein, bleibt der Druck oft bestehen, jederzeit verfügbar zu sein – eine Frage der Unternehmenskultur. Jacobshagen zweifelt jedoch daran, dass sich eine neue Kultur des Abschaltens per Gesetz verordnen lässt. In Australien wird das Gesetz von einer Schlichtungsstelle unterstützt, die bei Konflikten zwischen Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden eingreifen kann.