Zwei Jahre nach Beginn des Gaza-Kriegs scheint ein Waffenstillstand greifbar.
Doch der neue 20-Punkte-Friedensplan von Donald Trump sorgt für heftige Diskussionen – in Israel, Gaza und darüber hinaus.
In Scharm El-Scheich (Ägypten) verhandeln israelische und Hamas-Unterhändler derzeit über das Ende des Krieges – indirekt, aber so konkret wie nie zuvor.
Was als historische Chance gilt, steckt jedoch voller explosiver Details.
Ein „Rahmenwerk mit vielen Lücken“
Laut bbc.com besteht Trumps sogenannter Gaza-Friedensplan aus einem kurzen Rahmenwerk von nur wenigen Seiten.
Israel und die Hamas haben einigen Punkten grundsätzlich zugestimmt, doch vier zentrale Streitfragen verhindern bislang eine Einigung.
Struktur der Geiselbefreiung
Der Plan sieht vor, dass innerhalb von 72 Stunden nach einer Einigung alle verbleibenden israelischen Geiseln freigelassen werden.
Nach Schätzungen befinden sich derzeit noch rund 48 Geiseln in Gaza, von denen etwa 20 vermutlich am Leben sind.
Trump sagte am Wochenende, die Freilassung könne „sehr bald“ erfolgen.
Doch die Hamas betrachtet die Geiseln weiterhin als einziges Druckmittel – und dürfte sie kaum ohne klare Garantien herausgeben.
Das Vertrauen zwischen beiden Seiten ist praktisch nicht existent.
Zuletzt sorgte ein israelischer Luftangriff auf ein Hamas-Verhandlungsteam in Doha für Empörung – auch bei Trump und dem Vermittlerstaat Katar.
Entwaffnung der Hamas
Ein Kernziel Israels bleibt die vollständige Entwaffnung der Hamas.
Premier Benjamin Netanjahu betonte mehrfach, er werde „nicht aufhören, bis die Hamas am Ende ist“.
Trumps Plan sieht ebenfalls eine Demilitarisierung Gazas vor – doch die Hamas lehnt dies kategorisch ab.
In ihrer Antwort forderte sie zunächst die Gründung eines palästinensischen Staates, bevor überhaupt über eine Entwaffnung gesprochen werden könne.
„Die Hamas wird entwaffnet – auf die einfache oder die harte Tour“, sagte Netanjahu am Wochenende.
Wer regiert Gaza nach dem Krieg?
Trumps Friedensplan sieht vor, dass die Hamas künftig keine politische Rolle in Gaza spielt.
Stattdessen soll ein Übergangsrat aus palästinensischen Technokraten die Verwaltung übernehmen – überwacht von einem internationalen Friedensrat, geleitet von Donald Trump selbst und unterstützt vom früheren britischen Premier Tony Blair.
Langfristig soll die Verwaltung an die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) übergehen.
Doch Netanjahu sprach sich öffentlich gegen eine Rückkehr der PA aus – selbst während einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Trump.
In seiner Koalition sorgt das für Widerstand: Hardliner fordern die Wiederbesiedlung Gazas durch israelische Siedler.
Die Hamas wiederum will als Teil einer „einheitlichen palästinensischen Bewegung“ Einfluss behalten – was weder für Trump noch für Israel akzeptabel ist.
Der israelische Abzug – vage und umstritten
Der Plan nennt drei Phasen des israelischen Militärabzugs:
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Phase: 55 % des Gazastreifens unter israelischer Kontrolle
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Phase: 40 %
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Phase: 15 % – ein sogenannter „Sicherheitsperimeter“
Diese letzte Zone soll bestehen bleiben, bis Gaza als „terrorfrei“ gilt.
Kritiker bemängeln, dass der Plan keinen festen Zeitrahmen für den vollständigen Abzug vorsieht – ein Punkt, den die Hamas klären will.
Zudem weichen die vom Weissen Haus veröffentlichten Karten von den israelischen Militärkarten ab – auch die Grenzlinien Gazas seien teilweise falsch eingezeichnet.
Netanjahus politische Zukunft
Der israelische Premier steht unter massivem Druck.
Rechtsextreme Partner seiner Koalition drohen mit einem Regierungsbruch, sollte der Krieg enden, bevor die Hamas vollständig zerschlagen ist.
Gleichzeitig laufen gegen Netanjahu Korruptionsverfahren, die nach einem Kriegsende wieder Fahrt aufnehmen würden.
Beobachter vermuten, dass ein Scheitern der Gespräche ihm politisch nutzen könnte.
Doch laut aktuellen Umfragen wünschen sich rund 70 % der Israelis ein Ende des Krieges, selbst wenn dafür Zugeständnisse nötig sind.
Ein Waffenstillstand könnte Netanjahu kurzfristig entlasten – langfristig aber seine politische Position schwächen.
Zwischen Hoffnung und geopolitischem Kalkül
Trumps Gaza-Plan ist ambitioniert – aber voller Fallstricke.
Er bietet eine reale Chance auf Frieden und Geiselfreilassung, doch die entscheidenden Punkte bleiben ungelöst:
Waffen, Verwaltung, Vertrauen und Territorium.
Ob der Durchbruch gelingt, hängt nun von den Verhandlungen in Scharm El-Scheich ab – und davon, ob beide Seiten bereit sind, mehr zu geben, als sie verlieren könnten.









