Swiss Made steht für Qualität – doch oft auch nur fürs Marketing
„Hergestellt in der Schweiz“ – dieser Satz verspricht Vertrauen, Handwerk, Präzision. Doch wie viel Schweiz steckt wirklich in Produkten mit Schweizer Kreuz?
Ob Uhren, Käse, Schokolade oder Kosmetik: Die Herkunftsbezeichnung „Swiss Made“ ist geschützt – aber die Realität ist komplex. Wir zeigen, wo „Schweiz“ draufsteht, aber nur wenig Schweiz drin ist.
Die Rechtslage: Wann darf ein Produkt „Swiss Made“ heissen?
Seit 2017 gilt die Swissness-Verordnung. Demnach darf ein Produkt nur als „Schweizer Erzeugnis“ bezeichnet werden, wenn:
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60 % der Herstellungskosten in der Schweiz anfallen
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die wesentliche Verarbeitung im Inland erfolgt
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bei Lebensmitteln: mindestens 80 % der Zutaten aus der Schweiz stammen (bei Milchprodukten sogar 100 %)
Die Herkunft bezieht sich auf den Wertschöpfungsanteil – nicht auf jedes Einzelteil.
Beispiele: Wo es kritisch wird – und warum
1. Uhrenindustrie:
Viele Komponenten wie Uhrwerke, Zifferblätter oder Armbänder kommen aus Asien. Dennoch:
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„Swiss Made“ ist erlaubt, wenn die Montage & Regulierung in der Schweiz erfolgen – und 60 % der Herstellungskosten hier anfallen.
2. Schokolade:
Kakaobohnen? Kommen aus Ghana oder Ecuador. Aber:
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Die Verarbeitung, Rezeptur, Veredelung und Verpackung müssen in der Schweiz stattfinden. Dann ist „Swiss Chocolate“ zulässig.
3. Kosmetik & Nahrungsergänzung:
Ein grosser Teil der Zutaten stammt oft aus dem Ausland – das Etikett „Swiss Formula“ oder „Made in Switzerland“ wird trotzdem genutzt, wenn Labor & Abfüllung in der Schweiz erfolgen.
Fazit: Der Begriff signalisiert Qualität – ist aber nicht gleich Herkunft aller Bestandteile.
Verbrauchertäuschung? Zwischen Image und Irreführung
Eine 2024 veröffentlichte Studie der Hochschule Luzern zeigt:
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62 % der Konsumenten glauben, bei „Swiss Made“ seien alle Materialien aus der Schweiz
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48 % würden bei ausländischen Rohstoffen einen tieferen Preis erwarten
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73 % verbinden „Schweiz“ mit sozialer Fairness und Umweltstandards
Problem: Die gesetzliche Definition ist vielen unklar – und wird teils gezielt marketingtechnisch ausgereizt.
Was tun als Konsument: Siegel, Rückverfolgbarkeit, Nachfragen
Wer sicher sein will, woher ein Produkt wirklich stammt, sollte:
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Auf transparente Labels wie IP-Suisse, Bio Suisse oder „Produit du Terroir“ achten
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Auf der Website des Herstellers nachlesen (z. B. Lieferketten oder Herkunft der Rohstoffe)
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Im Zweifelsfall: direkt nachfragen – seriöse Anbieter geben Auskunft
Tipp: Je konkreter die Herkunft kommuniziert wird, desto vertrauenswürdiger das Produkt.
„Schweiz“ auf dem Etikett ist kein Garant – aber ein Hinweis
„Swiss Made“ bleibt ein weltweit anerkanntes Qualitätssiegel – doch nicht alles, was so klingt, ist 100 % Schweiz. Wer bewusst konsumieren will, sollte genauer hinsehen.









