Protest gegen Gastro-Ausbeutung in St. Moritz: Unia erhebt schwere Vorwürfe

Angestellte des Restaurants „Nayan“ klagen über Ausbeutung, Lohndumping und menschenunwürdige Zustände. Die Gewerkschaft Unia macht mobil.

Lauter Protest im Herzen von St. Moritz

So etwas hat St. Moritz noch nie gesehen: Lautstarker Protest mitten im Luxusdorf. Vor dem Sushi-Restaurant „Nayan“ demonstrierten Büezerinnen und Büezer zusammen mit der Gewerkschaft Unia gegen unhaltbare Arbeitsbedingungen.

Mit roten Fahnen, Bannern und Trillerpfeifen machten sie auf gravierende Missstände aufmerksam. Im Zentrum der Kritik: Roberto Giovanoli, ein gut vernetzter Gastro-Unternehmer, der auch im Vorstand von Gastro Graubünden und als Vizepräsident des St. Moritzer Lions Club tätig ist.

WEDER MASCHINEN NOCH SKLAVEN! Büezerinnen und Büezer demonstrieren vor St. Moritzer Sushi-Resti. Fotos: Henry Schulz.

Die Vorwürfe gegen Roberto Giovanoli

Gewerkschaftssekretärin Danijela Dragičević berichtete über katastrophale Zustände:

  • Manipulierte Stundenabrechnungen über interne Apps
  • Überlange Arbeitstage ohne Pausen
  • Keine Vergütung der Überstunden
  • Permanente Videoüberwachung von Mitarbeitenden und Gästen
  • Sexistische und rassistische Kommentare
  • Willkürliche Lohnabzüge, hohe Abzüge für Verpflegung bei mangelndem Zugang zu Essen
  • Überbelegung von Mitarbeiterwohnungen ohne Mietnachlass

Betroffene berichten von Angst und Zusammenbruch

Viele Betroffene sind junge Zugewanderte aus Italien, Spanien, Portugal oder Südamerika. Laut Jean-Pierre Jametti von Unia liegen zahlreiche Beweise vor. Mitarbeitende berichten von:

  • Demütigenden Kommentaren
  • Drohungen und Erpressung durch Lohnabzüge
  • Körperlicher und seelischer Erschöpfung

Noelia F., eine Servicekraft, berichtet über sexualisierte Sprüche und die Aufforderung, mit wohlhabenden Gästen zu „flirten“. Nach dem Tod ihres Vaters wurde sie nach Paraguay entlassen – und nur Tage nach ihrer Rückkehr fristlos gekündigt.

Fall fürs Gericht – Unia kündigt Klage an

Laut Workzeitung.ch Unia will nun klagen. Wegen der Uneinsichtigkeit von Giovanoli werden rechtliche Schritte vorbereitet. Auch gewerkschaftliche Mittel seien noch nicht ausgeschöpft.

Der Fall sorgt bereits für grosses Aufsehen – nicht nur im Engadin, sondern auch in der breiteren Öffentlichkeit.

Ausbeutung hinter der Glitzerfassade

Während Roberto Giovanoli öffentlich als Vorbild präsentiert wird, offenbaren die Aussagen seiner Angestellten ein anderes Bild: Ausbeutung, Demütigung und Kontrolle. Ein Fall, der die Schattenseiten der Schweizer Gastronomie aufzeigt.

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