Öffentliche Konsultation abgeschlossen – Kritik aus Italien
Die öffentliche Konsultation zur neuen EU-Zigarettenrichtlinie ist abgeschlossen – und die Reaktionen aus der Tabakindustrie fallen heftig aus.
Die EU-Kommission strebt eine Vereinheitlichung der Verbrauchsteuern auf Tabakwaren und Nikotinprodukte (einschliesslich E-Zigaretten) in allen Mitgliedsstaaten an, um das Kaufverhalten von Konsumenten gezielt zu beeinflussen.
Laut ansa.it würde die Umsetzung in Italien zu einer Preissteigerung von rund drei Euro pro Zigarettenpackung führen. Selbst dann läge der Preis noch unter dem Niveau von Ländern wie Irland oder Norwegen, wo eine Packung derzeit bis zu 13 Euro kostet.
Tabakindustrie schlägt Alarm
Der italienische Tabakverband FIT (Federazione Italiana Tabaccai) kritisiert den Brüsseler Kurs scharf und fordert die Regierung in Rom auf, gegen die Pläne der EU-Kommission vorzugehen.
Auf seiner Website warnt der Verband:
„Die EU-Kommission erkennt nicht den engen Zusammenhang zwischen Steuererhöhungen und der Ausweitung des Schwarzmarktes – sprich Schmuggel und illegaler Produktion.“
FIT befürchtet, dass steuerliche Eingriffe den Schwarzmarkt befeuern und den legalen Handel massiv schädigen.
Zudem könnten kleine Familienbetriebe, die traditionell das Rückgrat des italienischen Tabakvertriebsnetzes bilden, wirtschaftlich stark unter Druck geraten.
Appell an die Regierung und Verbraucher
Tabakhändler haben in den vergangenen Wochen ihre Kundinnen und Kunden dazu aufgerufen, sich an der europäischen Konsultation zu beteiligen.
Sie warnen vor den sozialen und wirtschaftlichen Folgen der geplanten Richtlinie:
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Höhere Preise könnten Konsumenten in ärmeren Ländern überproportional treffen.
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Kleine Tabakläden würden ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren.
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Illegale Märkte würden profitieren, da der Preisunterschied zwischen legalen und geschmuggelten Produkten wächst.
FIT fordert deshalb, dass Steuern weiterhin an die Kaufkraft einzelner Länder angepasst werden sollen, um ein ausgewogenes und faires System zu erhalten.
Gesundheitsargumente bleiben umstritten
Während Brüssel mit Gesundheits- und Präventionszielen argumentiert, warnt die Tabaklobby vor einem Bumerang-Effekt:
„Frankreich, Irland und die Niederlande haben gezeigt, dass übermässige Preiserhöhungen zu einem dramatischen Anstieg von Schmuggel und Produktfälschungen führen“,
so FIT weiter.
Dadurch würden nicht nur Staatskassen und legale Händler geschädigt, sondern auch Konsumenten gefährdet, die auf nicht kontrollierte Billigprodukte ausweichen – mit erheblichen Gesundheitsrisiken.
Fazit: Zwischen Gesundheitsschutz und Wirtschaftsdruck
Die neue EU-Zigarettenrichtlinie spaltet Europa:
Während Gesundheitsexperten auf eine Chance zur Tabakprävention hoffen, fürchtet die Industrie massive Einbrüche und ein erstarkendes illegales Netzwerk.
Wie die endgültige Entscheidung im EU-Parlament ausfallen wird, dürfte sich bis Mitte 2026 entscheiden – und könnte den europäischen Tabakmarkt grundlegend verändern.









