Noch immer wird in der Schweiz bei rund jedem vierten Alkoholtestkauf an Minderjährige verkauft.
Doch eine neue Studie von Sucht Schweiz zeigt: Erfolgreicher Jugendschutz ist möglich – wenn der Handel es richtig anpackt.
Die Ergebnisse liefern nicht nur alarmierende Zahlen, sondern auch konkrete Lösungen.
Wo der Jugendschutz versagt – und wo er funktioniert
Im Jahr 2024 wurden bei über 10’500 Testkäufen von Bund, Kantonen, Gemeinden und privaten Unternehmen in 25,2 % der Fälle Bier, Wein oder Spirituosen illegal an Jugendliche verkauft.
Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede:
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Tankstellenshops und grosse Detailhändler schneiden am besten ab.
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Kleinere Verkaufsstellen und Gastronomiebetriebe fallen häufiger durch.
Laut presseportal.ch wurde die Untersuchung im Auftrag des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit durchgeführt. Die Analyse zeigt: Entscheidend ist, wie konsequent Unternehmen ihre Mitarbeitenden schulen und technische Hilfsmittel einsetzen.
Erfolgsrezepte für besseren Jugendschutz
Die Studie nennt eine Reihe von wirksamen Massnahmen, die in den besten Betrieben bereits umgesetzt werden:
1. Wiederholte Schulungen
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Nicht nur einmal, sondern regelmässig – damit das Wissen bleibt und neue Mitarbeitende geschult werden.
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Schulungen fördern Sicherheit im Umgang mit Alterskontrollen, auch in stressigen Situationen.
2. Interne Testkäufe
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Selbstkontrolle lohnt sich: Unternehmen führen eigene Testkäufe durch, um Schwächen aufzudecken.
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Wiederholte Fehlverkäufe können zu internen Konsequenzen führen.
3. Klare Abläufe und Verantwortung
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Definierte Prozesse sorgen dafür, dass Anweisungen tatsächlich umgesetzt werden.
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Regionalleiter und Filialmanager spielen dabei eine Schlüsselrolle.
4. Technische Hilfsmittel
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ID-Scanner, automatische Kassenwarnungen und biometrische Kameras erkennen potenziell junge Käufer.
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Diese Systeme fordern das Personal automatisch auf, einen Ausweis zu prüfen.
5. Einheitliche Altersgrenzen
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Viele Unternehmen setzen intern konsequent die Grenze bei 18 Jahren, unabhängig von der Alkoholart.
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Zudem gilt in manchen Betrieben: Wer unter 25 aussieht, muss einen Ausweis zeigen – nach dem „Challenge 25“-Prinzip aus Grossbritannien.
Die Rolle von Verbänden und Kantonen
Nicht alle Betriebe verfügen über Ressourcen für technische Lösungen oder interne Tests. Hier kommen Dachverbände ins Spiel:
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Sie können gemeinsame Standards entwickeln und Schulungen anbieten.
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Durch Sammelbestellungen werden technische Systeme günstiger.
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Zudem fördern sie die Akzeptanz von Alterskontrollen in der Kundschaft – etwa durch Kampagnen wie „Zeig’s uns – wir schützen dich“.
Auch die Kantone sind gefragt:
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Sie sollten regelmässige Testkäufe durchführen, um Verstösse aufzudecken.
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Nur durch konsequente Kontrollen bleibt das Thema präsent.
Was sind eigentlich Testkäufe?
Bei einem Testkauf versuchen Jugendliche, die das gesetzliche Mindestalter noch nicht erreicht haben, alkoholische Getränke zu kaufen.
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Werden sie nach dem Alter gefragt, müssen sie ehrlich antworten.
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Auf Nachfrage zeigen sie ihren Ausweis.
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Erfolgt kein Verkauf, ist der Test abgeschlossen.
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Erfolgt ein illegaler Verkauf, wird die Verkaufsstelle informiert und kann Konsequenzen erwarten.
Damit sind Testkäufe ein effektives Instrument, um Verstösse sichtbar zu machen und die Qualität des Jugendschutzes zu messen.









