Was nach einer Szene aus „CSI Miami“ klingt, ist in St. Gallen Alltag:
Im Labor des Forensisch-Naturwissenschaftlichen Dienstes (FND) wird Cannabis nicht einfach angeschaut – sondern chemisch entlarvt.
Ob harmloser CBD-Hanf, illegale Droge oder gar gefährliches synthetisches Gemisch – hier entscheidet die Wissenschaft.
Die „CSI St.Gallen“ – wo Chemie auf Kriminalität trifft
Der FND der Kantonspolizei St.Gallen ist das forensische Herz der Ostschweiz.
Mit modernster Technik identifizieren Expertinnen und Experten Substanzen, Spuren und Rückstände – von Drogen über Lackpartikel bis hin zu Mikrofasern.
Doch während im Fernsehen ein Fall in 60 Minuten gelöst wird, dauert die Arbeit im echten Labor mehrere Tage bis Wochen.
Denn jedes Ergebnis muss gerichtsfest, überprüfbar und wissenschaftlich belegt sein.

Wenn Hanf ins Labor kommt – Drogen, CBD oder Fake?
Eine der häufigsten Analysen: Cannabis-Proben aus Hausdurchsuchungen.
Das Ziel: feststellen, ob es sich um Drogenhanf (THC über 1 %) oder Nutzhanf (CBD) handelt.
Was geprüft wird:
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THC-Gehalt – liegt er über 1 %, gilt die Substanz als Betäubungsmittel.
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CBD-Anteil – wirkt beruhigend, aber nicht berauschend.
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Synthetische Zusätze – wenn CBD-Hanf künstlich „gepimpt“ wurde, um stärker zu wirken.
Diese künstlich mit synthetischen Cannabinoiden überzogenen Hanfblüten sind besonders gefährlich:
Sie können eine mehrfache THC-Wirkung entfalten und haben bereits zu Überdosierungen und Todesfällen geführt.


Drei Messungen bis zum Beweis
Im Labor folgt eine streng standardisierte Prozedur:
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Sortieren, Fotografieren, Wiegen
Jede Probe wird dokumentiert und vorbereitet. -
Zerkleinern & Extraktion
Die Pflanze wird in einer Messermühle pulverisiert, mit Alkohol gelöst und für die Analyse vorbereitet. -
Gaschromatographie & Massenspektrometrie
Das Herzstück der Untersuchung:-
Ein Gaschromatograph trennt die Substanzen im mikroskopisch feinen Röhrchen.
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Nach exakt 7.6 Minuten zeigt ein starkes Signal: Drogenhanf.
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Ein zweites Gerät bestimmt den exakten THC-Gehalt.
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Liegt der THC-Wert niedrig, prüft ein weiterer Durchgang mit Massenspektrometer, ob synthetische Cannabinoide enthalten sind.
Dieses Gerät vergleicht chemische Fingerabdrücke mit einer Datenbank von über einer Million Substanzen.
In einem Fall identifizierte das Labor den Stoff MDMB-4en-PINACA – ein synthetisches Cannabinoid mit starker, langanhaltender Wirkung.


Wissenschaft mit Beweiskraft
Ein einziger Treffer reicht nicht.
Darum folgt ein Zeitvergleich mit Referenzsubstanz – nur wenn beide Werte identisch sind, gilt das Ergebnis als gerichtsfest.
Der FND war das erste Polizeilabor der Schweiz, das nach ISO 17025 akkreditiert wurde.
Das heisst: Die dort gewonnenen Analysen sind vor Gericht anerkannt und international vergleichbar.
Zwischen Laborrealität und TV-Mythos
In der Realität gibt es keine spektakulären Verhaftungen in der Mittagspause.
Doch was hier im Labor passiert, entscheidet oft über Freiheit oder Gefängnis – mit Präzision, Geduld und Wissenschaft.
Oder wie es ein Laborleiter formulierte:
„Wir arbeiten nicht in 45 Minuten – aber dafür zu 100 Prozent verlässlich.“
Ob harmloser CBD-Hanf oder gefährliche Designerdroge – im Labor des FND zeigt sich, wie entscheidend forensische Präzision für die Gerechtigkeit ist.
Takeaway: Die Schweiz kann stolz auf ihre forensische Kompetenz sein – und auf jene, die im Hintergrund täglich kriminalistische Feinarbeit leisten.









