100 Jahre Musikverbot: Als Freiburgs (FR) Landgemeinden verstummten

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ByimTicker

Mittwoch, 16. April 2025 , , , ,

Freiburg, Schweiz

Musikverbot auf dem Land: Wie die Kirche Freiburg FR zum Schweigen brachte

Zwischen 1830 und 1930 galt in mehreren Gemeinden des Kantons Freiburg FR ein fast unglaubliches Verbot: Öffentliche Musik war nicht erlaubt. Auf Druck der katholischen Kirche verboten viele Landpfarreien das gemeinsame Musizieren. Der Grund? Die „sittliche Gefahr“.

Ein Jahrhundert der Stille

In Orten wie Tentlingen FR, Giffers FR oder Alterswil FR war es lange Zeit undenkbar, dass junge Menschen auf öffentlichen Plätzen musizieren oder tanzen durften. Die katholische Kirche befürchtete, Musik könne zur „Unsittlichkeit“ verleiten – etwa durch Tanzveranstaltungen, bei denen es zu „unanständigem Verhalten“ kommen könnte. Pfarrer nutzten ihren Einfluss, um Gemeinderäte zu bewegen, restriktive Verordnungen zu erlassen.

Moral als Machtinstrument

Die Argumentation stützte sich auf die Vorstellung, dass Musik Emotionen entfessele und die Kontrolle über das Verhalten erschwere. Besonders im Fokus: junge Frauen und Männer, die bei Volksfesten und Tanzabenden einander näherkommen könnten. Für die Kirche ein Dorn im Auge. Stattdessen propagierte sie sittsame Vergnügungen wie Prozessionen, Kirchenmusik oder Familienabende im Pfarrhaus.

Widerstand und Wandel

Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts regte sich vermehrt Widerstand. Mit der Industrialisierung und der wachsenden Arbeiterbewegung rückten Freizeit, Kultur und Individualität stärker ins Zentrum. Musikvereine entstanden, Jugendliche trafen sich zum gemeinsamen Musizieren – oft im Verborgenen. Mit dem Erstarken der Laienkultur geriet die kirchliche Kontrolle zunehmend ins Wanken.

Abschaffung der Musikverbote

Bis in die 1920er-Jahre wurden die restriktiven Regeln Schritt für Schritt gelockert. Vereine gewannen an Einfluss, und auch in der Politik setzte sich langsam die Einsicht durch, dass kulturelle Teilhabe ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens ist. Heute erinnern nur noch Archivdokumente an diese skurrile Epoche der musikalischen Enthaltsamkeit.

Freiburg FR heute: Musik statt Moral?

Die Geschichte des Musikverbots zeigt eindrücklich, wie stark Religion und Moralvorstellungen das öffentliche Leben prägen können. Gleichzeitig macht sie deutlich, wie gesellschaftlicher Wandel neue Freiräume schafft. Freiburg FR ist heute ein Ort mit einer lebendigen Musikszene – von Volksmusik bis Electro. Dass das nicht immer selbstverständlich war, zeigt der Blick zurück.

Schluss:

Was heute selbstverständlich wirkt – Musik auf Festen, Strassenkonzerte, Blasmusik am Dorffest – war einst verboten. Der Wandel kam langsam, aber er kam. Und vielleicht erinnert uns die Geschichte daran, wie wichtig kulturelle Freiheit für ein lebendiges Gemeindeleben ist.

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